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Gleichmuth

Von

O wie wohl ist der daran,
Der da kann
Sich begeistern,
Seine Feindin Sorge meistern,
Ist bei Glücke trotzig nicht,
Zag im Leiden,
Der behält in Leid und Freuden
Ein Gesicht!

Lacht das Glück, er denkt bei sich:
Hüte dich!
Sonnenscheinen
Kehrt sich bald in Regenweinen.
Heute da auf stillem Meer
Schiffe laufen,
Morgen sieht man sie ersaufen
Ungefähr.

Tobt das Glück, ihn trifft es nit:
Sein Gemüth
Felsengleiche
Weichet nie, wird niemals weiche.
Er sitzt allzeit klippenfest,
Ob das Sausen,
Ob das tolle Nordenbrausen
Auf ihn bläst.

Laß den Fels bestürmen sehr
Wind und Meer.
Sturm und Wellen
Müssen stets zurücke prellen.
Es steht seiner Wurzeln Erz
Unverletzet;
Nur sein Außen wird benetzet,
Nicht das Herz.

Tugend ist das rechte Glück,
Das zurück
Nimmer weichet,
Glück und Unglück wohl abgleichet.
Großmuth sich selbst Alles ist,
Wohnet innen,
Macht, daß du mit Stand der Sinnen
Glücklich bist.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Gleichmuth von Sigmund von Birken

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Gleichmuth“ von Sigmund von Birken ist eine Ode an die Tugend der Gelassenheit und Unerschütterlichkeit. Es preist die Fähigkeit, in allen Lebenslagen – sowohl im Glück als auch im Unglück – die innere Ruhe zu bewahren. Das Gedicht entwirft ein Idealbild eines Menschen, der sich von äußeren Umständen nicht aus der Fassung bringen lässt. Die Metapher des Felsens, der dem Sturm trotzt, durchzieht das gesamte Werk und symbolisiert die innere Stärke und Widerstandsfähigkeit, die der Dichter als essenziell für ein erfülltes Leben erachtet.

Das Gedicht strukturiert sich in vier Strophen, die jeweils die Widerstandsfähigkeit des Gelassenen in verschiedenen Szenarien hervorheben. In der ersten Strophe wird der Mensch gelobt, der die Sorge überwindet und sowohl im Glück nicht übermütig als auch im Leid standhaft bleibt. Die zweite Strophe warnt vor der Vergänglichkeit des Glücks und erinnert daran, dass Sonnenschein sich in Regen verwandeln kann. Die dritte Strophe beschreibt, wie der Gelassene selbst von Unglück unberührt bleibt, sein Gemüt fest wie ein Fels ist. In der vierten Strophe wird die Metapher des Felsens weitergeführt, wobei der Sturm nur die äußere Hülle benetzt, das Herz aber unberührt lässt. Dies verdeutlicht, dass das wahre Glück in der Tugend und der inneren Stärke liegt.

Der Autor nutzt eine Reihe von sprachlichen Mitteln, um die Botschaft zu untermauern. Die Verwendung von Gegensätzen wie „Glück“ und „Leid“ sowie „Sonnenschein“ und „Regenweinen“ hebt die Notwendigkeit hervor, sich von den Schwankungen des Schicksals nicht beeinflussen zu lassen. Der Rhythmus und die Reime, die durchgehend im Gedicht Anwendung finden, verleihen der Dichtung eine gewisse Ordnung und Harmonie, die das Ideal der inneren Ausgeglichenheit widerspiegeln. Das wiederholte „Sein“ im letzten Teil der Strophen betont die innere Haltung, die der Mensch annehmen soll.

Die abschließende Strophe fasst die Kernaussage des Gedichts zusammen: Wahres Glück ist Tugend, die unabhängig von äußeren Umständen Bestand hat. Die „Großmuth“, also die Tugend der Großmut, wird als das höchste Gut dargestellt, das dem Menschen ein erfülltes Leben ermöglicht. Dieses Gedicht ist somit eine Ermahnung zur Selbstbeherrschung und zur Akzeptanz der Unbeständigkeit des Lebens, eine Aufforderung, die innere Festigkeit zu suchen und in der Tugend das wahre Glück zu finden.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.