Katzen
Bleib noch länger goldnes Dämmern –
Wie wird der Tag schon matt und blauer –
Verstummt ist Lärm und Werkstatthämmern.
Die Nacht liegt auf der Lauer –
Der Schlüssel schließt die Häusertore.
Nun Wandrer meide die dunkle Mauer –
Das Licht ist aus – es klingt im Ohre –
Liegen Strolche auf der Lauer? –
Hinauf die knarrenden Windeltritte.
Die Gasse wäscht ein Regenschauer.
Bald nahen im Schlafe weiche Schritte:
Der Traum liegt auf der Lauer –
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Katzen“ von Gerrit Engelke entfaltet eine geheimnisvolle, fast unheimliche Atmosphäre zwischen Dämmerung und Nacht. Die Sprache ist von leiser Anspannung geprägt – ein Wechselspiel aus Stille, Erwartung und latenter Bedrohung. Die wiederkehrende Formulierung „liegt auf der Lauer“ verstärkt das Gefühl einer lauernden Präsenz, die sich durch die gesamte Szenerie zieht.
In der ersten Strophe wird der Übergang vom Tag zur Nacht beschrieben. Das „goldne Dämmern“ verweilt nur kurz, bevor die Dunkelheit sich anschleicht. Der verstummende Lärm der Werkstätten markiert das Ende des geschäftigen Tages und kündigt eine stille, aber möglicherweise gefährliche Nacht an. Diese Spannung setzt sich in der zweiten Strophe fort: Der Schlüssel schließt die Türen, doch bleibt die Unsicherheit – lauern Strolche in den dunklen Gassen?
Die letzte Strophe führt den nächtlichen Wandel ins Innere des Hauses. Der Regen spült die Straßen, während der Schlaf näher rückt. Doch auch hier bleibt die lauernde Stimmung erhalten: Die „weichen Schritte“ des Traums verstärken das Gefühl, dass die Nacht nicht nur Ruhe bringt, sondern auch etwas Rätselhaftes birgt. Engelkes Gedicht zeichnet mit wenigen, präzisen Bildern eine dämmernde Welt voller Unsichtbarem, in der sich Wirklichkeit und Traum langsam vermischen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.