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Die Stadt lebt

Von

Um die Großstadt sinkt die Welt in Schlaf.
Felder gilben, Wälder ächzen überall.
Wie Blätter fallen draußen alle Tage,
Vom Zeitwind weggeweht.

Die Stadt weiß nichts vom bunten Aufschrei der Natur,
Vom letzten aufgepeitschten Blätterwirbel,
Die Stadt hört nicht von Berg und Stoppelflur
Den trauergroßen, herben Schlafgesang.

Ob Ebene und Wald in welkes Sterben fallen,
Ob draußen tost Vergänglichkeit,
Im Stadtberg brüllen Straßen, Hämmer hallen:
Die Lärmstadt dampft in Unrast ohne Zeit.

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Gedicht: Die Stadt lebt von Gerrit Engelke

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Stadt lebt“ von Gerrit Engelke thematisiert den Gegensatz zwischen der Natur, die dem Kreislauf der Jahreszeiten unterworfen ist, und der Stadt, die sich diesem natürlichen Rhythmus entzieht. Während draußen „Felder gilben“ und „Wälder ächzen“, also der Herbst und das Sterben in der Natur einsetzen, bleibt die Stadt unberührt und gleichgültig gegenüber diesen Veränderungen.

Engelke stellt die Stadt als eine Art abgeschlossenen Organismus dar, der „nichts weiß“ vom „Aufschrei der Natur“ und vom „herben Schlafgesang“ der Landschaft. Die poetischen Bilder der fallenden Blätter und der „Vergänglichkeit“ draußen kontrastieren mit der inneren Dynamik und Rastlosigkeit der Stadt. Hier herrschen „Straßen“, „Hämmer“ und „Lärm“, die unermüdlich weitertreiben und keine Pause kennen.

Besonders auffällig ist die Darstellung der Stadt als eine „Lärmstadt“ und „Stadtberg“, die trotz des Sterbens der Natur „dampft in Unrast ohne Zeit“. Engelke kritisiert damit die Entfremdung des urbanen Lebens von der Natur und von den natürlichen Rhythmen. Die Stadt scheint in ihrer unaufhaltsamen Betriebsamkeit gefangen, während draußen das Vergängliche und Zyklische der Natur sichtbar wird. Das Gedicht spiegelt damit die Zerrissenheit zwischen technischer Moderne und natürlicher Welt wider und verweist auf eine innere Leere, die in der „Unrast ohne Zeit“ der Stadt verborgen liegt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.