Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , ,

Der arme Tom

Von

Es sprach der Tod zum armen Tom:
„Armer Tom, komm, o komm,
Komm hinab ins kühle Grab,
Komm, Tom, komm hinab!

Sei nur getrost und fasse Mut,
Armer Tom, bin dir gut.
Komm, ich bringe dich zur Ruh,
Komm, Tom, ich deck dich zu!

Ich deck dich zu mit Blumen fein,
Armer Tom; alle Pein
Sollst du nun vergessen, Tom,
Komm, Tom, komm, o komm,

O komm, dieweil dein Bett gemacht!“ –
Durch die Nacht klang es sacht,
Klang es also wundersam:
„Komm, Tom!“ – bis Tom kam.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Der arme Tom von Georg Weerth

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der arme Tom“ von Georg Weerth beschreibt in einer fast heiter wirkenden Weise die Einladung des Todes an einen armen Mann namens Tom. Der Tod spricht direkt zu Tom, fordert ihn wiederholt auf, in das kühle Grab zu kommen, und verspricht ihm Ruhe und Frieden. Diese wiederholte Einladung hat etwas Beruhigendes und Tröstliches, wie eine sanfte Aufforderung zur Erlösung von der Welt.

Die Darstellung des Todes als fürsorgliche Gestalt, die „mit Blumen fein“ deckt, suggeriert eine Form der Linderung und des Trostes für den Leidenden. Der Tod wird hier nicht als etwas Bedrohliches oder Grausames, sondern als eine sanfte Befreiung dargestellt, die die Schmerzen des Lebens beseitigt und dem armen Tom Frieden bringt. Diese Wendung zeigt die Ambivalenz des Todes als Erlöser und Schicksal.

Trotz der scheinbar tröstlichen Einladung bleibt eine gewisse Melancholie und ein düsterer Unterton in der Wiederholung von „Komm, Tom, komm“. Die sanfte Sprache verstärkt die tragische Atmosphäre, indem sie den endgültigen Abschied und das Ende des Lebens andeutet. Das Gedicht endet schließlich mit der Ankunft Toms, was die Unvermeidbarkeit des Todes unterstreicht, auch wenn er in einer so friedlichen Form erscheint.

Durch die einfache und fast lullende Sprache erzeugt Weerth eine paradoxe Wirkung: Der Tod erscheint zwar als ein willkommener Erlöser, doch die ständige Wiederholung der Einladung könnte den Leser dazu bringen, über die endgültige Natur des Todes und das menschliche Streben nach Ruhe nachzudenken. Der Tod wird hier nicht als Mörder, sondern als eine letzte, beruhigende Reise dargestellt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.