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Im Winter

Von

Der Acker leuchtet weiß und kalt.
Der Himmel ist einsam und ungeheuer.
Dohlen kreisen über dem Weiher
Und Jäger steigen nieder vom Wald.

Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
Ein Feuerschein huscht aus den Hütten.
Bisweilen schellt sehr fern ein Schlitten
Und langsam steigt der graue Mond.

Ein Wild verblutet sanft am Rain
Und Raben plätschern in blutigen Gossen.
Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.
Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain.

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Gedicht: Im Winter von Georg Trakl

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Im Winter“ von Georg Trakl stellt eine düstere und unheimliche Winterlandschaft dar, in der der kalte Winter als Metapher für Isolation, Tod und das Absterben der Natur dient. Die erste Strophe beschreibt den „weißen und kalten Acker“, der im Winter eine unbarmherzige und leblos wirkende Fläche darstellt. Der „einsame und ungeheure Himmel“ verstärkt das Gefühl der Verlassenheit und Weite, während die „Dohlen“, die über den „Weiher“ kreisen, eine Verbindung zur Wildnis und zu den unbarmherzigen Kräften der Natur schaffen. Das Bild der „Jäger“, die vom Wald niedersteigen, könnte auf die Jagd nach Leben und Tod hinweisen, was das Thema des Lebenszyklus und des Übergangs zur Endlichkeit weiter unterstreicht.

In der zweiten Strophe wird das Bild der Stille und des Schweigens verstärkt. „Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln“ beschreibt die Bäume als stumme Zeugen der winterlichen Kälte, die die Natur in eine tiefe, erdrückende Stille hüllt. Der „Feuerschein“, der aus den Hütten huscht, ist ein Moment des Lebens und der Wärme, aber auch ein Zeichen der Einsamkeit und der Notwendigkeit des Schutzes vor der äußeren Kälte. Das ferne „Schellen eines Schlittens“ und der „graue Mond“, der langsam steigt, verleihen der Szene eine fast gespenstische Ruhe, die das Bild der Abgeschiedenheit und des Todes verstärkt.

Die dritte Strophe bricht das Bild der Ruhe mit dem Bild des „Wilds“, das „sanft am Rain verblutet“, was den Tod in seiner Sanftheit und Unvermeidlichkeit beschreibt. Die „Raben“, die in „blutigen Gossen“ plätschern, erzeugen ein Bild von Verfall und Unheil, während das „Rohr“, das „gelb und aufgeschossen“ bebt, die Zerstörung und das Aufbrechen der Natur anzeigt. Der Frost und der Rauch, die mit einem „Schritt im leeren Hain“ verbunden sind, tragen zur trostlosen Atmosphäre bei, indem sie das Bild eines verlassenen, kalten Ortes unterstreichen, an dem der Mensch eine nur geringe Präsenz hat.

Das Gedicht von Trakl vermittelt eine düstere Sicht auf die Winterlandschaft, die als Symbol für den Tod, das Vergehen und die Einsamkeit dient. Der Winter ist hier nicht nur eine Jahreszeit, sondern auch ein Zustand der Natur und des Lebens, in dem die Kälte und die Stille das Vorherrschen von Leid und Verfall darstellen. Trakl nutzt die Bilder von Tieren, Bäumen und Naturphänomenen, um den Kreislauf des Lebens und Todes auf eindrucksvolle Weise darzustellen, wobei der Tod nicht als plötzlich, sondern als sanft und unausweichlich präsentiert wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.