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Letzte Wache

Von

Wie dunkel sind deine Schläfen.
Und deine Hände so schwer.
Bist du schon weit von dannen,
Und hörst mich nicht mehr.

Unter dem flackenden Lichte
Bist du so traurig und alt,
Und deine Lippen sind grausam
In ewiger Starre gekrallt.

Morgen schon ist hier das Schweigen
Und vielleicht in der Luft
Noch das Rascheln von Kränzen
Und ein verwesender Duft.

Aber die Nächte werden
Leerer nun, Jahr um Jahr.
Hier wo dein Haupt lag, und leise
Immer dein Atem war.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Letzte Wache von Georg Heym

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Letzte Wache“ von Georg Heym thematisiert die Konfrontation mit dem Tod und die Trauer um eine verstorbene Person. Das lyrische Ich beschreibt die Szenerie einer Totenwache, wobei es den Körper der Verstorbenen in eindringlichen, melancholischen Bildern wahrnimmt. Die Dunkelheit der Schläfen und die Schwere der Hände symbolisieren die Endgültigkeit des Todes und die Distanz, die zwischen dem Ich und der verstorbenen Person entstanden ist.

Heym verwendet eine sehr bildhafte, fast körperlich spürbare Sprache, um den Tod zu charakterisieren. Die „in ewiger Starre gekrallten“ Lippen deuten auf die Unumkehrbarkeit des Geschehens hin und verleihen der Szene eine bedrückende Kälte. Auch das Licht, das „flackend“ beschrieben wird, betont die Vergänglichkeit und Unsicherheit des Moments – es wirkt schwach und unsicher, wie das Leben selbst.

In der dritten Strophe verweist Heym auf die Rituale nach dem Tod: das Schweigen, das Rascheln der Kränze und der „verwesende Duft“ verdeutlichen die Vergänglichkeit und den beginnenden Verfall. Diese sinnlichen Eindrücke verleihen dem Gedicht eine fast greifbare Schwere und machen die Endgültigkeit des Todes körperlich spürbar.

Die letzte Strophe öffnet den Blick in die Zukunft. Der Verlust wird sich über die Jahre in Form von Leere und Abwesenheit im Raum niederschlagen. Das lyrische Ich erinnert sich an das Atemgeräusch der Verstorbenen, das nun für immer verstummt ist. So wird das Gedicht zu einer elegischen Meditation über Tod, Verlust und die stille Trauer, die der Tod in der Welt der Lebenden hinterlässt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.