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Abschied

Von

Lebwohl! was könnt‘ ich auch dir bieten?
Lebwohl! Lebwohl! mein ander‘ Herz!
In deiner Hütte schläft der Frieden,
Und in die Fremde irrt der Schmerz!

Du bist ein Weib! und eine Stütze
Suchst an dem Manne du für dich!
Du suchst ein Haupt, verschont vom Blitze,
Such‘ einen andern denn als mich!

Du könntest einen Zauber sprechen,
Und alle Himmel wären mein!
Doch müsste ich den Zauber brechen,
Weil deine Ruh der Preis würd‘ sein!

Lebwohl! ich werd‘ dir nicht mehr folgen!
Lebwohl! Lebwohl! ich ziehe gern!
Lebwohl! Lebwohl! rett‘ vor den Wolken
In deinen Himmel dich, mein Stern!

Dein Leben – dass es Gott beschütze –
Ein Maitag sei’s im Morgenlicht,
Eh ihm der Sonne Glut und Hitze
Die Rosen von dem Haupte bricht!

Der Tod sei dir die Hippokrene,
Die jeden Durst der Seele stillt;
Willkommen wie die erste Träne,
Die erster Lieb‘ im Auge quillt!

Der Herr behüte dich in Gnaden!
Ein Wetter lagert sich um mich.
Es könnte endlich sich entladen
Und träfe dann auch dich, auch dich!

Ich will dir nicht den Frieden trüben!
Nimmt auch der Wahnsinn ganz mich ein;
Lebwohl! ich will dich ewig lieben
Und doch von dir geliebt nicht sein!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Abschied von Georg Herwegh

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Abschied“ von Georg Herwegh thematisiert den schmerzhaften Verzicht auf eine geliebte Person aus Rücksicht und Selbstlosigkeit. Das lyrische Ich verabschiedet sich von einer Frau, obwohl tiefe Gefühle vorhanden sind. Im Mittelpunkt steht der innere Konflikt zwischen Liebe und dem Wunsch, das Glück und den Frieden der Geliebten nicht zu gefährden. Das Motiv des bewussten Loslassens und die Vorstellung, dass das eigene Schicksal belastend für die Geliebte sein könnte, durchzieht das ganze Gedicht.

Immer wieder stellt das lyrische Ich sich selbst als von Unruhe, Schmerz und einem „Wetter“ umgeben dar, das sich „entladen“ könnte und auch die Geliebte treffen würde. Diese Naturbilder deuten auf eine innere Zerrissenheit und eine düstere Lebenslage hin, die das Ich von der Geliebten fernhalten möchte. Im Gegensatz dazu erscheint das Bild der Frau als Symbol von Ruhe und Geborgenheit – ihre „Hütte“ ist der Ort des Friedens, den das Ich nicht stören will.

Das Gedicht spielt mit romantischen Vorstellungen von Selbstopferung: Die Geliebte könnte „einen Zauber sprechen“ und damit alles Leid aufheben, doch das lyrische Ich fühlt sich gezwungen, diesen Zauber selbst zu zerstören, da der Preis dafür die „Ruh“ der Geliebten wäre. In den letzten Strophen zeigt sich die endgültige Entschlossenheit zum Verzicht, verbunden mit einem bittersüßen Liebesgeständnis: Die Liebe bleibt bestehen, auch wenn sie nicht erwidert oder gelebt werden kann.

Herwegh bedient sich einer Sprache voller Kontraste: Frieden und Unwetter, Licht und Dunkelheit, Nähe und Trennung. Das Gedicht schließt mit der tragischen Erkenntnis, dass wahre Liebe auch darin bestehen kann, jemanden loszulassen, um sein Glück zu bewahren. Damit verkörpert „Abschied“ die romantische Idee einer Liebe, die sich selbst überwindet, um das Wohl der geliebten Person zu sichern.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.