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Rosetta

Von

[aus:
Leonce und Lena
]

O meine müden Füße, ihr müsst tanzen
in bunten Schuhen,
und möchtet lieber tief, tief
im Boden ruhen.

O meine heißen Wangen, ihr müsst glühen
im wilden kosen,
und möchtet lieber blühen –
zwei weiße Rosen.

O meine armen Augen, ihr müsst blitzen
im Strahl der Kerzen
und schlieft im Dunkel lieber aus
von euren Schmerzen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Rosetta von Georg Büchner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Rosetta“ von Georg Büchner vermittelt eine starke Spannung zwischen den körperlichen Bedürfnissen und den inneren Wünschen der Sprecherin. Die Wiederholung der Anrede „O meine“ am Anfang jeder Strophe verstärkt die emotionale Nähe zu den beschriebenen Körperteilen, als spräche die Sprecherin direkt mit sich selbst und klagt über die Lasten, die sie zu tragen hat. Die körperlichen Forderungen – das Tanzen, das Kosen, das Blitzen der Augen – stehen im Gegensatz zu ihrem Wunsch, Ruhe und Erholung zu finden.

Die „müden Füße“, die „heißen Wangen“ und die „armen Augen“ symbolisieren eine Erschöpfung, die durch äußere Anforderungen verstärkt wird. Sie müssen aktiv sein, tanzen, glühen und blitzen, aber sie sehnen sich nach Stille und Entspannung. Die Bilder von „bunten Schuhen“ und „wilden Kosen“ stehen für die äußeren, von der Gesellschaft oder einem anderen Menschen aufgedrängten Aktivitäten, die jedoch im inneren Konflikt mit dem Bedürfnis nach Ruhe und Frieden stehen.

Die Naturbilder verstärken die Aussage des Gedichts: „weiße Rosen“ und das „Dunkel“ sind Symbole für Reinheit und Frieden, die die Sprecherin sich wünscht. Die Metapher des „Blühens“ im Vergleich zum schmerzlichen „Blitzen“ der Augen unterstreicht den Wunsch nach einer sanften, nicht anstrengenden Existenz. So wird die innere Zerrissenheit zwischen der äußeren Welt und den persönlichen Bedürfnissen des Individuums thematisiert.

Büchner gelingt es hier, mit wenigen, prägnanten Versen ein Gefühl der inneren Unruhe und des Kampfes zwischen äußeren Verpflichtungen und inneren Bedürfnissen zu vermitteln. Das Gedicht stellt die Frage nach der Balance zwischen dem Druck von außen und dem Streben nach innerer Ruhe.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.