Leise hinter Nachtgewölke
Leise hinter düstrem Nachtgewölbe
Tritt des Mondes Silberbild hervor,
Aus des Wiesentales feuchtem Grunde
Steigt der Abendnebel leicht empor.
Ruhig schlummernd liegen alle Wesen,
Feiernd schweigt des Waldes Sängerchor,
Nur aus stillem Hain, einsam klagend,
Tönet Philomenes Lied hervor.
Schweigend steht des Waldes düstre Fichte,
Süß entströmt der Nachtviole Luft,
Um die Blumen spielt des Westwinds Flügel,
Leis hinstreichend durch die Abendluft.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Leise hinter Nachtgewölke“ von Georg Büchner beschreibt eine stille und geheimnisvolle Nachtlandschaft. Die ersten Verse entführen den Leser in eine Szene, in der der Mond hinter den Wolken hervortritt und das Silberbild des Mondes die Dunkelheit durchbricht. Der „feuchte Grund“ des Wiesentales und der „Abendnebel“, der „leicht emporsteigt“, erzeugen eine Atmosphäre der Ruhe und des Übergangs, die das Gedicht von einer sanften Melancholie durchzieht.
Der Kontrast zwischen der ruhigen Nacht und der „Feier“ des Waldes, dessen Sängerchor schweigt, verstärkt die Einsamkeit, die in der Szenerie herrscht. In dieser Stille wird das Lied von „Philomene“, vermutlich eine Nachtigall oder ein symbolisches Wesen, als einziger Laut vernehmbar. Ihr Klagelied hebt die Einsamkeit und vielleicht auch das Sehnen in dieser nächtlichen Ruhe hervor. Die Vogelmetapher verweist auf die Themen des Verlorenen oder Ungesagten und fügt dem Gedicht eine tiefe, emotionale Schicht hinzu.
Die Natur wird als eine lebendige, aber zugleich stille Entität dargestellt: Die „düstre Fichte“ steht schweigend und scheint eine Wachsamkeit oder ein Verharren zu symbolisieren, während der „Süß“ entströmende Duft der Nachtviole und der „Westwinds Flügel“ die Feinheit und Zartheit der Natur in der Nacht betonen. Der Wind, der sanft durch die „Abendluft“ streicht, verstärkt das Gefühl von Unbeweglichkeit und Stille, was das Gedicht insgesamt in eine meditative Stimmung versetzt.
Büchner nutzt hier den nächtlichen Wald als ein Symbol für Ruhe und Abschied, das den Betrachter zu einer inneren Einkehr einlädt. Die Natur, still und kraftvoll zugleich, steht im Mittelpunkt und wird in ihrer ganzen Vielschichtigkeit und Stille beschrieben, was eine gewisse mystische Atmosphäre schafft. Die Melancholie und das Fehlen menschlicher Aktivitäten erzeugen eine kontemplative Stimmung, die den Leser zu einem Moment des Nachdenkens über das Unausgesprochene und das Vergängliche einlädt.
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Lizenz und Verwendung
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