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Gebadet in des Meeres blauer Flut

Von

Gebadet in des Meeres blauer Flut
Erhebt aus purpurrotem Osten sich
Das prächtig-strahlende Gestirn des Tags;
Erweckt, gleich einem mächt’gen Zauberwort,
Das Leben der entschlafenen Natur,
Von der, der Nebel wie ein Opferrauch
Empor zum unermessnen Äther steigt.
Der Berge Zinnen brennen in dem ersten Strahl,
Von welchem, wie vom flammenden Altar
Der Rauch des finstren Waldgebirges wallt –
Und fernhin in des Ozeans Fluten weicht
Die Nacht. So stieg auch uns ein schöner Tag
Zum Äther, der noch oft mit frohem Strahl
Im leichten Tanz der Horen grüßen mag
Den frohen Kreis, der den Allmächt’gen heut
Mit lautem Danke preist, da gnädig er,
Uns wieder feiern lässt den schönen Tag,
Der uns die beste aller Mütter gab.
Auch heute wieder in der üppigsten
Gesundheit, Jugend-Fülle steht sie froh
Im frohen Kreis der Kinder, denen sie
Voll zarter Mutterlieb ihr Leben weiht.
Oh! stieg noch oft ihr holder Genius
An diesem schönen Tag zu uns herab
Ihn schmückend mit dem holden Blumenpaar
Der Kindesliebe und Zufriedenheit! –

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Gebadet in des Meeres blauer Flut von Georg Büchner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Gebadet in des Meeres blauer Flut“ von Georg Büchner beginnt mit einem lebendigen Bild des Morgens, in dem die „blauen Fluten“ des Meeres und das „purpurrote“ Erwachen des Tages miteinander verschmelzen. Die Natur wird hier als ein fast magisches Schauspiel beschrieben, das von einem „mächtigen Zauberwort“ erweckt wird. Der Nebel, der „wie ein Opferrauch“ emporsteigt, symbolisiert eine Übergangsphase, in der die Natur von der Nacht in den Tag übergeht. Diese erste Strophe schafft eine dramatische, fast rituelle Szenerie, die den Beginn eines neuen Tages als eine feierliche Zeremonie darstellt.

In den folgenden Versen wird das Bild des Tages weiter entfaltet, wobei die Berge „Zinnen brennen“ und der Wald „finstrer Rauch“ von sich gibt. Die Metaphorik des „flammenden Altars“ und des „Rauchs“ erzeugt eine Assoziation zu religiösen Ritualen und symbolisiert die Erhebung des Lebens in die „unermessnen Äther“ – den Himmelsraum. Diese Bilder verstärken das Gefühl einer feierlichen, fast heiligen Stunde, in der sich die Natur in ihrer ganzen Pracht und Kraft offenbart. Die Nacht weicht dem Tag, was nicht nur als Zeitübergang verstanden werden kann, sondern auch als symbolischer Wechsel von Dunkelheit zu Licht, von Tod zu Leben.

Der zweite Teil des Gedichts nimmt einen persönlichen und gemeinschaftlichen Turn, indem es den „frohen Kreis“ der Menschen beschreibt, die den „Allmächtigen“ preisen. Es wird eine Feier des Lebens und der Dankbarkeit thematisiert, bei der besonders „die beste aller Mütter“ – vermutlich die Mutter Erde oder eine metaphorische Mutterfigur – geehrt wird. Hier wird das Leben als ein Geschenk der Mutter dargestellt, das in „gesunder Jugend-Fülle“ in der Gemeinschaft der Kinder gefeiert wird. Die „zarte Mutterliebe“ steht als Symbol für Fürsorge, Hingabe und das Leben selbst.

Die abschließenden Verse des Gedichts verweisen auf den Wunsch, dass dieser „holder Genius“, die geistige und schützende Kraft der Mutter, immer wieder zu den Menschen herabsteigt und sie mit „Kindesliebe und Zufriedenheit“ segnet. Diese letzten Zeilen rufen eine Atmosphäre von Harmonie und Geborgenheit hervor, in der die Verbindung zwischen der natürlichen Welt, dem Leben und der familiären Liebe gefeiert wird. Büchner verbindet hier eine umfassende Weltsicht mit einem Gefühl von Geborgenheit und Dankbarkeit gegenüber der Mutterfigur und dem Leben, das sie ermöglicht.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.