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Die Nacht

Von

Niedersinkt des Tages goldner Wagen,
Und die Stille Nacht schwebt leis‘ herauf,
Stillt mit sanfter Hand des Herzens Klagen,
Bringt uns Ruh‘ im schweren Lebenslauf.

Ruhe gießt sie in das Herz des Müden,
Der ermattet auf der Pilgerbahn,
Bringt ihm wieder seinen stillen Frieden,
Den des Schicksals rauhe Hand ihm nahm.

Ruhig schlummernd liegen alle Wesen,
Feiernd schließet sich das Heiligtum,
Tiefe Stille herrscht im weiten Reiche,
Alles schweigt im öden Kreis herum.

Und der Mond schwebt hoch am klaren Äther
Geußt sein sanftes Silberlicht herab;
Und die Sternlein funkeln in der Ferne
Schau’nd herab auf Leben und auf Grab.

Willkommen Mond, willkommen sanfter Bote
Der Ruhe in dem rauhen Erdental,
Verkündiger von Gottes Lieb und Gnade,
Des Schirmers in Gefahr und Mühesal.

Willkommen Sterne, seid gegrüßt ihr Zeugen
Der Allmacht Gottes der die Welten lenkt,
Der unter allen Myriaden Wesen
Auch meiner voll von Lieb und Gnade denkt.

Ja heil’ger Gott du bist der Herr der Welten,
Du hast den Sonnenball emporgetürmt,
Hast den Planeten ihre Bahn bezeichnet,
Du bist es, der das All mit Allmacht schirmt.

Unendlicher, den keine Räume fassen,
Erhabener, den Keines Geist begreift,
Allgütiger, den alle Welten preisen,
Erbarmender, der Sündern Gnade beut!

Erlöse gnädig uns von allem Übel,
Vergib uns liebend jede Missetat,
Laß wandeln uns auf deines Sohnes Wege,
Und siegen über Tod und über Grab.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Die Nacht von Georg Büchner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Nacht“ von Georg Büchner entfaltet sich als eine meditative Hymne auf die Nacht, die als Quelle der Ruhe und des Trostes in einem von Leid geprägten Leben dargestellt wird. Zu Beginn beschreibt Büchner das Bild des „goldnen Wagens“, der des Tages Niedergang symbolisiert, und wie die „Stille Nacht“ mit „sanfter Hand“ kommt, um das Herz zu beruhigen. Die Nacht ist hier ein heiliger Moment des Rückzugs, in dem sie die „Klagen“ des Herzens stillt und dem „schweren Lebenslauf“ eine Atempause verschafft.

Die zweite Strophe setzt diesen Trost fort, indem die Nacht dem „Müden“ Frieden bringt, der durch die „raue Hand“ des Schicksals gestört wurde. Diese Vorstellung des Friedens zeigt die Nacht als heilend und erlösend, eine Zeit der Erneuerung nach den Anstrengungen und Enttäuschungen des Tages. Es ist ein Moment der Besinnung, in dem der Mensch zur Ruhe kommen kann. Auch in dieser Strophe bleibt das Bild der Natur zentral: die Stille und das Schlummern aller Wesen, die das Heiligtum der Nacht betreten, was eine transzendente Bedeutung hat.

In den folgenden Versen beschreibt Büchner die „sanften Silberlichter“ des Mondes und das Funkeln der Sterne, die als Zeugen einer höheren Macht fungieren. Der Mond wird als „sanfter Bote“ der Ruhe und der göttlichen Gnade verehrt, und die Sterne fungieren als stille Beobachter des Lebens und des Todes. Die Naturbilder sind tief mit einer religiösen Symbolik durchzogen, wobei die Sternbilder und der Mond als Zeichen göttlicher Präsenz und Kontrolle über das Universum verstanden werden.

Die letzte Strophe geht in eine direkte Anrede an Gott über, der als der „Herr der Welten“ und „Allgütiger“ dargestellt wird. Büchner beschreibt Gott als den Schöpfer und Bewahrer des Universums, der die Planeten lenkt und den Menschen in seiner Unvollkommenheit gnädig ist. Das Gedicht endet mit einem Gebet um Erlösung und Vergebung, wobei der Mensch darum bittet, auf den „Sohnes Weg“ zu wandeln und den Tod zu überwinden. Hier wird die Nacht als Moment der spirituellen Erhebung und der Hoffnung auf göttliche Gnade verstanden.

Büchner kombiniert in diesem Gedicht eine fast liturgische Sprache mit tiefen Naturbildern, um die heilende und beruhigende Kraft der Nacht zu vermitteln. Sie wird nicht nur als physische Erscheinung verstanden, sondern als ein symbolisches Tor zu einer höheren spirituellen Wahrheit, das Trost und Hoffnung in einer Welt des Leids bietet.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.