Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , ,

Gemahnt dich noch das

Von

Gemahnt dich noch das schöne bildnis dessen
Der nach den schluchten-rosen kühn gehascht
Der über seiner jagd den tag vergessen
Der von der dolden vollem seim genascht?

Der nach dem parke sich zur ruhe wandte
Trieb ihn ein flügelschillern allzuweit
Der sinnend sass an jenes weihers kante
Und lauschte in die tiefe heimlichkeit

Und von der insel moosgekrönter steine
Verliess der schwan das spiel des wasserfalls
Und legte in die kinderhand die feine
Die schmeichelnde den schlanken hals.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Gemahnt dich noch das von Stefan George

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Gemahnt dich noch das“ von Stefan George zeichnet ein melancholisches Portrait eines Mannes, der sich von Schönheit und Vergänglichkeit angezogen fühlt und letztendlich in den Reizen der Welt verloren geht. Die ersten Strophen beschreiben eine Figur, die nach den „schluchten-rosen kühn gehascht“, also nach der Schönheit der Natur, strebt. Diese Jagd nach dem Schönen führt dazu, dass er die Zeit vergisst und sich von den „Dolden vollem Seim“ nährt, was metaphorisch für Genuss und sinnliche Erfahrungen steht. Das Bildnis wird als „schön“ bezeichnet, was die Faszination und Anziehungskraft hervorhebt, die von diesem Lebensstil ausgeht.

Der zweite Teil des Gedichts verlagert die Szenerie in einen Park, in dem die Figur von einem „Flügelschillern allzuweit“ getrieben wird. Dies deutet auf eine Überreizung oder eine Ablenkung durch äußere Einflüsse hin. Der Mann sitzt sinnend am Ufer eines Weihers und lauscht in die „tiefe Heimlichkeit“. Hier wird die Verbindung zur Natur und zur Kontemplation betont, doch es scheint, als ob er sich in dieser Stille verliert oder etwas Unergründlichem nachspürt. Der Ausdruck „allzuweit“ suggeriert eine Grenzüberschreitung, eine Überschreitung der Grenzen, die ihn in eine tiefe Melancholie stürzt.

Die letzte Strophe fügt dem Bild eine weitere symbolische Ebene hinzu. Der Schwan, der von einer „moosgekrönter Insel“ kommt, verlässt sein gewohntes Spiel am Wasserfall und legt seinen Hals in die „kinderhand“. Der Schwan, der oft als Symbol für Reinheit und Anmut gesehen wird, deutet auf eine Begegnung mit der Unschuld oder der Vergänglichkeit hin. Die zarten Berührungen und das Spiel von Natur und Mensch unterstreichen die Fragilität und die Vergänglichkeit des Lebens und der Schönheit, denen die Figur so leidenschaftlich nachjagt.

Insgesamt ist das Gedicht eine Reflexion über die Suche nach Schönheit, die Vergänglichkeit und die Gefahr, sich in den Reizen der Welt zu verlieren. George nutzt dabei eindrucksvolle Bilder und eine tiefgründige Sprache, um die Ambivalenz von Genuss, Kontemplation und der Sehnsucht nach dem Unbekannten darzustellen. Das Gedicht erinnert den Leser an die Vergänglichkeit aller Dinge und die Notwendigkeit, sich der Grenzen und Risiken der eigenen Sehnsüchte bewusst zu sein.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.