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Gebet bei der Gefangenschaft des Papstes

Von

1810.

Hör′ auf deines Volkes Flehen,
Heiland, laß vorüber gehen
Deiner Kirche Todeswehen.

Was ihr deine Huld gespendet,
Ach ihr Kleinod ist entwendet,
König, deine Braut geschändet.

Räuber haben Hohn gesprochen,
Sind mit Lästerung und Pochen
In dein Heiligthum gebrochen.

Deine Heerde wird zerstreuet,
Weil der Wolf, der dich nicht scheuet,
Ihr mit neuen Sünden dräuet.

Thränen rufen dich und Lieder,
König, sende Hilfe nieder,
Gib ihr ihren Hirten wieder.

Wollest den Gefang′nen stärken,
Bei des heil′gen Amtes Werken –
Deine Hilf′ ihn lassen merken.

Da Sanct Peter war in Nöthen,
Eilten Christen mit Gebeten
Ihren Bischof zu vertreten.

Und als Paulus lag gebunden,
Haben Heil′ge sich gefunden,
Um zu lindern seine Wunden.

Paul und Peter, Kirchensäulen,
Heil′ge Schirmer, wollet eilen
Unsers Vaters Herz zu heilen;

Die, mit zornerfüllten Mienen,
Einst dem Attila erschienen
Und ihn zwangen euch zu dienen,

Wollet nun den Frevler lohnen,
Der zertreten eure Kronen –
Wollet länger sein nicht schonen.

Aergster aus dem argen Heere,
Fühl′ er des Gerichtes Schwere,
Herr, um deines Namen Ehre.

Wappne dich mit deinem Blitze! –
Ihn, der an der Frevler Spitze,
Triff in seinem Höllensitze.

Daß umsonst nicht deine Wunden,
Sei, wie Sodoma verschwunden,
Nirgend seine Stadt gefunden.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Gebet bei der Gefangenschaft des Papstes von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Gebet bei der Gefangenschaft des Papstes“ von Max von Schenkendorf ist ein leidenschaftlicher Appell an Gott, der im Kontext der Gefangennahme von Papst Pius VII. durch Napoleon im Jahr 1809 entstanden ist. Es ist ein eindringlicher Ausdruck der Sorge und des Schmerzes der Gläubigen über die Demütigung der katholischen Kirche und die Bedrohung ihrer Führer. Das Gedicht fleht Gott um Hilfe, Trost und Vergeltung für die erlittenen Ungerechtigkeiten an.

Die Struktur des Gedichts ist durch einen klaren Gebetscharakter gekennzeichnet. Es beginnt mit einer Anrufung Gottes, in der um Beistand und das Ende des Leids der Kirche gebeten wird. Die folgenden Strophen beschreiben detailliert das Ausmaß der Verfolgung: Die Kirche wird als „Braut“ geschändet, die „Heerde“ zerstreut und die „Heiligthümer“ geschändet. Der Autor ruft die Gläubigen dazu auf, um Hilfe zu flehen, was in der Wiederholung der Worte „König, sende Hilfe nieder“ zum Ausdruck kommt, die eine verzweifelte Bitte um göttliches Eingreifen verdeutlichen. Die Verwendung von kraftvollen Bildern wie „Räuber“ und „Wolf“ verstärkt die Vorstellung von Bedrohung und Unrecht.

Im weiteren Verlauf des Gedichts werden historische Parallelen gezogen, um die Dringlichkeit des Gebets zu untermauern. Die Beispiele von St. Peter und St. Paulus, die in Not waren und von ihren Anhängern unterstützt wurden, sollen die Gläubigen ermutigen, in ihrem Gebet nicht nachzulassen. Diese Verweise auf die Geschichte der Kirche stärken die Hoffnung auf eine wundersame Erlösung und auf die Wiederherstellung der Ordnung. Zudem wird die Bitte um Beistand von Heiligen und Schutzpatronen der Kirche verstärkt, die die Autorität der Kirche unterstreichen und die Anrufung verstärken.

Der Schlussteil des Gedichts nimmt eine zunehmend aggressive Haltung ein. Der Dichter bittet Gott um Vergeltung für die Frevler und verlangt, dass sie für ihre Taten bestraft werden. Das Gedicht endet mit drastischen Bildern der Zerstörung und der Hoffnung auf ein göttliches Gericht, wobei der Angreifer mit dem Untergang von Sodom verglichen wird. Die Verwendung von Ausdrücken wie „Wappne dich mit deinem Blitze!“ und die Bitte, dass die „Frevler“ in ihrem „Höllensitze“ getroffen werden, zeigen die tiefe Wut und den Schmerz des Autors über die erlittenen Verletzungen.

Insgesamt ist das Gedicht ein emotionales und politisch motiviertes Werk, das die Not der katholischen Kirche während der napoleonischen Kriege widerspiegelt. Es ist ein Aufruf zur Solidarität, zum Glauben und zur Hoffnung auf göttliche Gerechtigkeit. Das Gedicht zeugt von der tiefen Verankerung des Glaubens und der starken Bindung an die Kirche in einer Zeit der Verfolgung.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.