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Frühlingsgruß an das Vaterland

Von

1814.

Wie mir deine Freuden winken
Nach der Knechtschaft, nach dem Streit!
Vaterland, ich muß versinken
Hier in deiner Herrlichkeit.
Wo die hohen Eichen sausen,
Himmelan das Haupt gewandt,
Wo die starken Ströme brausen,
Alles das ist deutsches Land.

Von dem Rheinfall hergegangen
Komm′ ich, von der Donau Quell,
Und in mir sind aufgegangen
Liebessterne mild und hell;
Niedersteigen will ich, strahlen
Soll von mir der Freudenschein
In des Neckars frohen Thalen
Und am silberblauen Main.

Weiter, weiter mußt du dringen,
Du mein deutscher Freiheitsgruß,
Sollst vor meiner Hütte klingen
An dem fernen Memelfluß.
Wo noch deutsche Worte gelten,
Wo die Herzen, stark und weich,
Zu dem Freiheitskampf sich stellten,
Ist auch heil′ges deutsches Reich.

Alles ist in Grün gekleidet,
Alles strahlt im jungen Licht,
Anger, wo die Heerde weidet,
Hügel, wo man Trauben bricht.
Vaterland! in tausend Jahren
Kam dir solch ein Frühling kaum,
Was die hohen Väter waren,
Heißet nimmermehr ein Traum.

Aber einmal müßt ihr ringen
Noch in ernster Geisterschlacht
Und den letzten Feind bezwingen,
Der im Innern drohend wacht.
Haß und Argwohn müßt ihr dämpfen,
Geiz und Neid und böse Lust,
Dann nach schweren langen Kämpfen
Kannst du ruhen, deutsche Brust.

Jeder ist dann reich an Ehren,
Reich an Demuth und an Macht;
So nur kann sich recht verklären
Unsers Kaisers heil′ge Pracht.
Alle Sünden müssen sterben
In der gottgesandten Flut,
Und an einen sel′gen Erben
Fallen das entsühnte Gut.

Segen Gottes auf den Feldern,
In des Weinstocks heil′ger Frucht,
Manneslust in grünen Wäldern,
In den Hütten frohe Zucht;
In der Brust ein frommes Sehnen,
Ew′ger Freiheit Unterpfand,
Liebe spricht in zarten Tönen
Nirgends wie im deutschen Land.

Ihr in Schlössern, ihr in Städten,
Welche schmücken unser Land,
Ackersmann, der auf den Beeten
Deutsche Frucht in Garben band,
Traute deutsche Brüder höret
Meine Worte alt und neu:
Nimmer wird das Reich zerstöret,
Wenn ihr einig seid und treu!

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Gedicht: Frühlingsgruß an das Vaterland von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Frühlingsgruß an das Vaterland“ von Max von Schenkendorf ist eine patriotische Ode, die im Jahr 1814 entstand und die Freude über die Befreiung von der Knechtschaft und den Wunsch nach einem geeinten, freien Deutschland zum Ausdruck bringt. Das Gedicht ist stark von den Ereignissen der Befreiungskriege beeinflusst und spiegelt die Hoffnung auf eine nationale Erneuerung wider.

In den ersten Strophen beschreibt Schenkendorf die Schönheit der deutschen Landschaft und die tiefe Verbundenheit des lyrischen Ichs mit dem Vaterland. Er beschreibt die „hohen Eichen“, die „brausenden Ströme“ und die „Liebessterne“, die in ihm aufgegangen sind. Der Dichter reist durch das Land, von Rheinfall bis Donau, und verbreitet seinen „deutschen Freiheitsgruß“. Diese Passage dient dazu, die geografische Ausdehnung und die kulturelle Vielfalt des deutschen Raumes zu betonen und ein Gefühl der Einheit zu erzeugen.

Im weiteren Verlauf des Gedichts geht es um die Herausforderungen, denen sich das deutsche Volk stellen muss, um die Freiheit zu bewahren. Schenkendorf warnt vor inneren Feinden wie „Haß und Argwohn“, „Geiz und Neid und böse Lust“, die es zu überwinden gilt. Diese moralischen Werte sind essentiell, um eine wahre Einheit und den Fortschritt der Nation zu gewährleisten. Nur durch moralische Reinheit und Einigkeit kann die „heil′ge Pracht“ des Kaisers und des Reiches erblühen.

Die abschließenden Strophen beschwören die Einheit und Treue des Volkes. Die Verse richten sich an alle: Bürger, Adel, Bauern. Die Botschaft ist eindeutig: Nur durch Einigkeit und Treue kann das Reich bestehen. Schenkendorf verbindet hier die Sehnsucht nach Freiheit und Einheit mit der Verantwortung des Einzelnen für das Gemeinwohl. Die letzte Strophe, die mit dem Appell an die Einheit und Treue endet, unterstreicht die Bedeutung dieser Werte für die Zukunft Deutschlands.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.