Frühling am Narotschsee
Der Narotschsee lag hell in goldner Schau
und gab sich ganz der Morgensonne hin.
Da sprang der Frühling übers Drahtverhau
ans Herz mir ,daß ich voller Lachen bin!
Der Pendelposten , der im Graben ging,
– die ew ′gen tausend Schritte hin und her -,
weiß Gott , woher er heut sein Lachen fing!
er sang von Schulterwehr zu Schulterwehr.
Wer lange sitzt , muß rosten …..“blies und sang
er wechselweis, bis er den Leutnant sah.
,,Blas weiter , Junge !“Und der Frühling sprang
ihm lachend auf die Mundharmonika.
Die liebe , leise junge Sonne wob
durch goldnen Wolkenschaum und ros′gen Strauch.
Und klingend aus der lauen Furche stob
der Kibitz durch den braunen Ackerrauch.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Frühling am Narotschsee“ von Walter Flex zeichnet ein lebendiges Bild vom Einzug des Frühlings in eine kriegerische Umgebung. Es ist ein Gedicht, das die überraschende Kraft der Natur und der Freude inmitten von Krieg und Tristesse feiert. Die Sonne wird als weiche Weberin dargestellt, während die Natur als Quelle der Freude und des Frohsinns dargestellt wird, die sich in den Soldaten widerspiegelt.
Das Gedicht beginnt mit einer idyllischen Szene: Der Narotschsee spiegelt das goldene Licht der Morgensonne wider, und der Frühling scheint über die Barrieren des Krieges zu springen. Dieser Moment der Natürlichkeit und des Friedens steht in starkem Kontrast zum Kriegsschauplatz. Die Zeile „Da sprang der Frühling übers Drahtverhau / ans Herz mir, dass ich voller Lachen bin!“ verdeutlicht die unmittelbare und befreiende Wirkung des Frühlings auf den Erzähler.
Die folgenden Strophen zeigen, wie sich dieser Frühling auf die Soldaten auswirkt. Der Pendelposten, normalerweise ein Sinnbild für Monotonie und Hoffnungslosigkeit, wird vom Lachen angesteckt und singt. Die Sonne, die durch den Wolkenschaum webt, und der Kibitz, der über dem Acker raucht, sind weitere Symbole der lebendigen Natur, die die Soldaten ansteckt. Die Zeile „Wer lange sitzt, muss rosten“ zeigt die Auswirkungen der Monotonie.
Das Gedicht schließt mit einem optimistischen Bild. Der Frühling, die Sonne und der Kibitz sind Symbole für das Leben, das sich seinen Weg bahnt, selbst inmitten von Krieg und Zerstörung. Flex gelingt es, eine Botschaft der Hoffnung und der Widerstandsfähigkeit zu vermitteln, indem er die Fähigkeit des Menschen hervorhebt, Freude und Schönheit in widrigen Umständen zu finden. Die Mundharmonika steht für die Lebensfreude und die Unbeschwertheit, die sich die Soldaten bewahren.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.