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Sommertag

Von

Die Sommersonne foltert fürchterlich
Den lahmen Leib. Kein Wind bewegt die Schwüle.
Der Asphalt stinkt. Es faulen die Gefühle.
Ein Droschkengaul verreckt am Sonnenstich.

Lustmörder lauern. Haftend hart und heiß
Ist eine Mädchenhand und macht ermatten.
Die kleinen Huren blühen blass. Im Schatten
Steht statuenstarr ein blinder Bettelgreis.

Und von des Lebens fadem Einerlei
Gelangweilt döst auf schattigem Balkone
Und lauscht dem Lärm entfernter Grammophone
Ein fetter, fauler Papagei.

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Gedicht: Sommertag von Friedrich Wilhelm Wagner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Sommertag“ von Friedrich Wilhelm Wagner vermittelt eine eindringliche und düstere Atmosphäre, in der die erdrückende Sommerhitze als zentrales Motiv für den Zustand von Erschöpfung und Verfall dient. Die „Sommersonne“ wird gleich zu Beginn als „folternd“ beschrieben, was den körperlichen Schmerz und die Qual verstärkt, die durch die drückende Hitze hervorgerufen werden. Die Erwähnung des „lahmen Leibs“ und das Fehlen eines „Windes“ verdeutlichen die Ohnmacht und das Gefühl von Erstarrung, das mit der Schwere des Sommers einhergeht.

Die zweite Strophe intensiviert diese düstere Stimmung, indem sie die „Lustmörder“ und die „harten, heißen“ Hände eines Mädchens beschreibt, das eine entmenschlichte und quälende Atmosphäre schafft. Die „kleinen Huren“, die „blass“ blühen, stehen für die Ausbeutung und den Verfall der Jugend, und der „blinde Bettelgreis“ im Schatten wirkt wie ein Bild der Resignation und des unaufhaltsamen Verfalls. Hier wird eine Welt des Leidens, der Armut und der Ausbeutung in einer glühend heißen Sommerlandschaft entfaltet.

Der „faden Einerlei“ des Lebens wird in der letzten Strophe durch die Figur des „fettesten, faulsten Papageis“ symbolisiert. Der Papagei, der gelangweilt auf einem schattigen Balkon döst, wird zu einem Bild der Trägheit und Überdrüssigkeit. Er lauscht dem „Lärm“ der Welt, doch seine Reaktion bleibt teilnahmslos und gleichgültig. Die „fernen Grammophone“ und die „dösend“ vor sich hinlebenden Figuren unterstreichen die Gleichgültigkeit und Entfremdung von der Außenwelt.

Insgesamt zeichnet das Gedicht ein Bild einer entmenschlichten, von Hitze und Verfall geprägten Welt, in der körperliche und seelische Erschöpfung an der Tagesordnung sind. Der Sommer, der als natürliche Geißel des Lebens erscheint, wird zum Symbol für die Unmenschlichkeit, das Leiden und die Gleichgültigkeit, die die Gesellschaft durchdringen. Wagner verwendet hier eine drastische und fast schon groteske Sprache, um das Gefühl der Erschöpfung und den Verfall menschlicher Werte in einer von Lähmung und Langeweile bestimmten Welt zu verdeutlichen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.