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Heutige Weltkunst

Von

Anders sein und anders scheinen;
Anders reden, anders meinen;
Alles loben, alles tragen,
Allen heucheln, stets behagen,
Allem Winde Segel geben,
Bös‘ und Guten dienstbar leben;
Alles Tun und alles Dichten
Bloß auf eignen Nutzen richten:
Wer sich dessen will befleißen,
Kann politisch heuer heißen.

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Gedicht: Heutige Weltkunst von Friedrich von Logau

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Heutige Weltkunst“ von Friedrich von Logau ist eine scharfe Satire auf die politische Heuchelei und das opportunistische Verhalten der Zeit. Zu Beginn wird das ständige Streben nach „Anderssein“ und „Andersscheinen“ thematisiert. Der Sprecher stellt fest, dass es nicht mehr um Authentizität oder wahrhaftige Überzeugungen geht, sondern vielmehr um den äußeren Schein. „Anders reden, anders meinen“ zeigt die Diskrepanz zwischen dem, was jemand sagt, und dem, was er tatsächlich denkt. Es geht um die Kunst, sich an jede Situation anzupassen und die eigene Meinung je nach den Umständen zu ändern.

Im weiteren Verlauf des Gedichts wird das opportunistische Verhalten noch weiter ausgeführt: „Alles loben, alles tragen, / Allen heucheln, stets behagen“ verdeutlicht, wie Menschen sich verhalten, um bei anderen gut anzukommen, unabhängig davon, ob ihre Worte oder Taten authentisch sind. Sie „heucheln“, um sich bei anderen beliebt zu machen, und geben „allen Winden Segel“, was bedeutet, dass sie sich den jeweils vorherrschenden Meinungen und Strömungen anpassen, ohne eine feste Überzeugung zu vertreten. Das Bild vom „Wind“ als Symbol für wechselnde Meinungen und Stimmungen unterstreicht die Beliebigkeit dieser Haltung.

Der nächste Vers verstärkt diese Kritik: „Bös‘ und Guten dienstbar leben“ und „Alles Tun und alles Dichten / Bloß auf eignen Nutzen richten“ zeigen eine Gesellschaft, in der moralische Überzeugungen keine Rolle spielen, sondern in der alles Handeln nur dem eigenen Vorteil dient. Menschen, die sich dieser Praxis hingeben, stellen das Streben nach persönlichem Gewinn über ethische Werte. Die Kritik richtet sich also gegen die gesellschaftliche Haltung, in der Menschen ihre Werte und Überzeugungen verkaufen, um im politischen oder sozialen Spiel voranzukommen.

Abschließend wird im letzten Vers die politische Bedeutung dieser Haltung angesprochen: „Wer sich dessen will befleißen, / Kann politisch heuer heißen“. Die Zeilen deuten darauf hin, dass in der damaligen Zeit (und möglicherweise auch in der Gegenwart) diejenigen, die bereit sind, ihre Überzeugungen für eigenen Nutzen zu verraten, als politisch erfolgreich oder einflussreich gelten. Logau übt hier eine scharfe Kritik an der politischen Kultur seiner Zeit, die von Opportunismus und Heuchelei geprägt ist. Das Gedicht warnt vor einer Welt, in der Authentizität und wahre Überzeugungen zugunsten des persönlichen Vorteils und der Anpassung an die Machtverhältnisse verloren gehen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.