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Die schamhafte Zeit

Von

Sie sei sonst, wie sie will, die Zeit,
So liebt sie doch Verschämlichkeit:
Sie kann die Wahrheit nackt nicht leiden,
Drum ist sie emsig, sie zu kleiden.

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Gedicht: Die schamhafte Zeit von Friedrich von Logau

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die schamhafte Zeit“ von Friedrich von Logau beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen der Zeit und der Wahrheit und der menschlichen Neigung, unangenehme Wahrheiten zu verbergen oder zu verschönern. Zu Beginn wird die Zeit als ein unbestimmtes, formbares Konzept beschrieben, das „sonst, wie sie will, die Zeit“ ist, was darauf hinweist, dass die Zeit selbst keinen festen Charakter hat. Doch trotz dieser Unbeständigkeit wird ihr eine bestimmte Eigenschaft zugeschrieben: Sie „liebt Verschämlichkeit“. Dies bedeutet, dass die Zeit in ihrer Wahrnehmung oft von Scham oder Zurückhaltung geprägt ist, wenn es darum geht, die „Wahrheit“ zu zeigen.

Der zweite Vers, „Sie kann die Wahrheit nackt nicht leiden“, bringt zum Ausdruck, dass die Wahrheit in ihrer vollkommenen Klarheit und Unverfälschtheit für die Zeit unangenehm oder unerträglich ist. Das Bild der „nackten Wahrheit“ suggeriert, dass die Wahrheit in ihrer rohen, ungeschönten Form als unangemessen oder sogar gefährlich empfunden wird. Statt sie direkt zu konfrontieren, bevorzugt die Zeit, diese Wahrheit zu „kleiden“, also zu verschleiern oder zu verfälschen, um sie weniger schmerzhaft oder störend erscheinen zu lassen.

Die Handlung des „Kleidens“ der Wahrheit steht für den Versuch, die Realität zu kaschieren oder zu verbergen, sodass sie für die Menschen erträglicher wird. Dies kann als Metapher für die menschliche Neigung gesehen werden, unangenehme Fakten oder unbequeme Wahrheiten zu ignorieren oder zu verzerren, um den Alltag weniger belastend zu gestalten. Logau kritisiert hier indirekt die Tendenz, der Wahrheit nicht ins Auge zu sehen und sie hinter Masken oder Illusionen zu verstecken. Das Gedicht zeigt eine tiefere Wahrheit über die menschliche Natur und die Art und Weise, wie wir mit der Realität umgehen: Wir bevorzugen es, die Wahrheit zu „verkleiden“, anstatt sie in ihrer ganzen Klarheit zu akzeptieren.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.