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Lied

Von

Kleine Frauen, kleine Lieder,
Ach man liebt, und liebt sie wieder.
Wie die Blume glänzt dem Kinde,
Lächeln Leichtsinn uns die Mädchen,
Leichte rollt des Lebens Rädchen
In der Liebe Lustgewinde.
Darum singt man froh und linde,
Kleine Frauen, kleine Lieder,
Liebt sie, und sie lieben wieder.
Und es gleiten von der Kehle
Diese Spiele, diese Wörtchen,
Wie ein süßes Lieblingsörtchen
Lieblich schwebet vor der Seele.
Ach, man fragt nicht, ob was fehle:
Denn man singt die kleinen Lieder,
Wie man liebt, und singt sie wieder.

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Gedicht: Lied von Friedrich Schlegel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Lied“ von Friedrich Schlegel ist eine heitere, spielerische Reflexion über die Leichtigkeit der Liebe und der Dichtung. In einfachen, eingängigen Versen beschreibt Schlegel das Zusammenspiel von Liebeserfahrung und poetischem Ausdruck, wobei beides – die „kleinen Frauen“ wie die „kleinen Lieder“ – als flüchtig, reizvoll und unbeschwert dargestellt wird.

Die erste Strophe stellt das Grundmotiv vor: Liebe und Dichtung erscheinen als wechselseitige Spiegel, als leichtfüßige Vergnügungen des Lebens. Die Metapher der Blume, die dem Kind glänzt, deutet auf ein unreflektiertes, spontan-emotionales Verhältnis zur Liebe. Der „Leichtsinn“ der Mädchen wird nicht als moralischer Mangel, sondern als reizvoller Teil dieser Welt der kleinen Freuden gezeichnet. Das „Lustgewinde“ der Liebe steht für die Unbeständigkeit, aber auch den Reiz des wechselvollen Liebeslebens.

Der zweite Teil des Gedichts führt diese Leichtigkeit in der Sprache fort: Die Lieder „gleiten von der Kehle“, als wären sie spontan und mühelos, wie ein „süßes Lieblingsörtchen“, das sich dem Inneren anbietet. Das Spiel mit Worten, mit Klang und Rhythmus entspricht dabei der flüchtigen, aber beglückenden Erfahrung der Liebe. Wichtig ist hier nicht die Tiefe oder Tragik der Gefühle, sondern ihre sinnliche Präsenz und die Freude an ihrem Ausdruck.

In seiner formalen und inhaltlichen Einfachheit ironisiert Schlegel zugleich romantische Konzepte von tief empfundener, tragischer Liebe. Er betont die Wiederholbarkeit, das Immergleiche, das man liebt „und liebt sie wieder“, singt „und singt sie wieder“. Diese Wiederholung suggeriert eine gewisse Distanz, aber auch eine Akzeptanz des flüchtigen Charakters von Liebe und Kunst.

„Lied“ ist somit ein charmantes, selbstbewusst leichtes Gedicht, das der Vergänglichkeit mit poetischer Freude begegnet. Es feiert nicht die große, ideale Liebe, sondern das kleine, alltägliche Glück – und zeigt, dass auch in diesen scheinbar „kleinen“ Momenten ein echter Reiz liegt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.