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Trost und Erhebung

Von

Wo Pflanzen stehn zu dicht,
Der Gärtner macht es licht,
Eilt schonungslos vom Haufen
Die schwächsten auszuraufen.

War auch vielleicht ein Paar
Zu viel in meiner Schaar,
Daß nicht die kleine Menge
Gedeihn konnt‘ in der Enge?

Das Paar, wie dauert mich’s!
Nicht ausgerauft hätt‘ ich’s.
Der Gärtner mag es wissen,
Warum er’s ausgerissen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Trost und Erhebung von Friedrich Rückert

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Trost und Erhebung“ von Friedrich Rückert thematisiert auf einfühlsame Weise den Schmerz des Verlusts und die Suche nach einer höheren Sinngebung. Ausgangspunkt ist das Bild eines Gartens, in dem der Gärtner eingreift, um das Wachstum der Pflanzen zu fördern, indem er die Schwächeren entfernt. Diese Allegorie wird auf das menschliche Leben übertragen, insbesondere auf das Erleben von Tod oder Trennung.

Der Sprecher stellt die Möglichkeit in den Raum, dass auch in seiner eigenen „Schar“ ein Paar zu viel war und deshalb entfernt wurde, um den übrigen das Gedeihen zu erleichtern. Damit wird der Verlust in einen größeren, möglicherweise göttlichen oder natürlichen Plan eingeordnet, in dem jedes Opfer einen höheren Zweck erfüllt. Dennoch bleibt das Mitgefühl für die Verlorenen deutlich spürbar.

Besonders berührend ist die Formulierung, dass der Sprecher das entfernte Paar nicht selbst hätte ausreißen wollen. Diese Zeile verdeutlicht die menschliche Regung des Bedauerns und den Wunsch, das Schicksal nicht selbst in die Hand nehmen zu müssen. Der abschließende Verweis auf den Gärtner – als Sinnbild für Gott oder das Schicksal – drückt ein vertrauensvolles Sich-Fügen aus, auch wenn das Warum nicht vollständig verstanden wird.

Rückert verwendet eine klare, bildhafte Sprache, die in ihrer Schlichtheit große emotionale Tiefe erreicht. Die gereimten Verse und die rhythmische Strenge unterstützen die Wirkung des Gedichts, das zwischen Trauer und Trost, zwischen menschlichem Schmerz und gläubiger Erhebung vermittelt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.