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Winter

Von

Wenn sich das Laub auf Ebnen weit verloren,
So fällt das Weiß herunter auf die Tale,
Doch glänzend ist der Tag vom hohen Sonnenstrahle,
Es glänzt das Fest den Städten aus den Toren.

Es ist die Ruhe der Natur, des Feldes Schweigen
Ist wie des Menschen Geistigkeit, und höher zeigen
Die Unterschiede sich, dass sich zu hohem Bilde
Sich zeiget die Natur, statt mit des Frühlings Milde.

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Gedicht: Winter von Friedrich Hölderlin

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Winter“ von Friedrich Hölderlin beschreibt in eindrucksvoller Weise die winterliche Landschaft und setzt sie in Beziehung zu den geistigen und spirituellen Aspekten des Menschen. Der Winter, als äußere Erscheinung der Natur, wird zum Spiegelbild innerer Zustände und tiefere Reflexionen über das Verhältnis zwischen Mensch und Natur aufgerufen.

Im ersten Teil des Gedichts wird die winterliche Szenerie dargestellt, wobei das „Laub auf Ebnen weit verloren“ und das „Weiß“ des Schnees die Vergänglichkeit des Lebens und den Übergang der Jahreszeiten symbolisieren. Der klare, „glänzende“ Tag, der vom „hohen Sonnenstrahle“ erleuchtet wird, vermittelt eine Art von Reinheit und Klarheit. Der Winter, so wie Hölderlin ihn beschreibt, ist nicht düster oder trüb, sondern von einer festlichen, fast sakralen Lichtqualität durchzogen. Die Natur zeigt sich in ihrer vollen, aber stummen Kraft.

Im zweiten Teil des Gedichts zieht Hölderlin einen Vergleich zwischen der Ruhe der Natur und der „Geistigkeit“ des Menschen. Das „Schweigen des Feldes“ wird als eine Art geistiger Zustand beschrieben, der sich von der Lebendigkeit des Frühlings unterscheidet. Diese Ruhe wirkt nicht als Stillstand, sondern als eine tiefere Form des Seins, in der die Differenzen zwischen den natürlichen Phasen und menschlichen Zuständen besonders deutlich werden.

Hölderlin hebt hervor, dass der Winter als ein Moment der „Höheren“ und „größeren“ Form in der Natur erscheint, indem er die „Unterschiede“ zu den anderen Jahreszeiten – insbesondere zum Frühling – betont. Der Winter ist keine Zeit der milderen Töne oder sanften Übergänge, sondern ein Zeitraum der klaren und festen Kontraste, die in ihrer Intensität und Bedeutung den Menschen zur Besinnung und zum höheren Denken anregen sollen.

Insgesamt thematisiert das Gedicht den Winter als eine Zeit der Klarheit, in der die Natur ihre eigene, stille Kraft zeigt und in der sich auch der Mensch in seiner geistigen Reinheit und seinen höheren Bestrebungen wiederfindet. Der Winter erscheint als Symbol für eine tiefergehende, spirituelle Dimension des Lebens, die nicht durch Fröhlichkeit oder Leichtigkeit, sondern durch Ernst und Schärfe geprägt ist.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.