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Hälfte des Lebens

Von

Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.

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Gedicht: Hälfte des Lebens von Friedrich Hölderlin

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Hälfte des Lebens“ von Friedrich Hölderlin beschäftigt sich mit den Themen der Vergänglichkeit und der Sehnsucht nach dem Leben in seiner vollen Pracht. Zu Beginn beschreibt der Sprecher ein idyllisches, sommerliches Bild, in dem die Natur in ihrer vollen Blüte erstrahlt: gelbe Birnen, wilde Rosen und die Schwäne, die im See baden. Diese Darstellung ist von einer jugendlichen Frische und Schönheit geprägt, wobei das Bild der „trunkenen Küssen“ und des „heilgenüchternen Wassers“ eine fast mystische, überzeitliche Harmonie zwischen Natur und Lebewesen vermittelt. Die Natur scheint hier in einem Zustand vollkommenen Wohlbefindens zu sein.

Doch dieser idyllische Zustand wird von einer tiefen Wehklage unterbrochen, als der Sprecher in der zweiten Strophe die winterliche Kälte und den Verlust der Sommerfreuden reflektiert. Der Winter stellt eine Metapher für das Ende des Lebens oder der Lebensfreude dar, wobei der Sprecher sich fragt, wo er die „Blumen“, den „Sonnenschein“ und den „Schatten der Erde“ finden kann, wenn die Lebensenergie verschwindet. Diese Frage ist eine tiefe, existenzielle Klage über die Vergänglichkeit des Lebens und das Unvermögen, die Schönheit der Natur und das Lebensgefühl, das mit ihr verbunden ist, zu bewahren.

Die letzten Zeilen des Gedichts vermitteln ein Bild der Leere und Einsamkeit, das durch die „sprachlosen und kalten Mauern“ und das „Klirren der Fahnen im Wind“ noch verstärkt wird. Die Mauern, die zuvor die lebendige Welt beherbergten, sind nun stumm und verfallen, was die Trennung von der Lebensfreude und die schmerzliche Einsamkeit im Winter symbolisiert. Dieses Bild spricht von der Unaufhaltsamkeit des Wandels und der Verwandlung des Lebens in etwas Statisches und Karges. Die Fahnen, die im Wind wehen, erinnern an die Vergänglichkeit auch dieser Symbole des Lebens und der Macht.

Das Gedicht insgesamt stellt einen scharfen Kontrast zwischen der Lebendigkeit und Schönheit des Sommers und der Kälte und Leere des Winters dar. Es thematisiert die unaufhaltsame Natur des Wandels und die Schwierigkeit, mit der Vergänglichkeit des Lebens umzugehen, ohne die innere Harmonie und Freude zu verlieren.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.