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Griechenland

Von

Wie Menschen sind, so ist das Leben prächtig,
Die Menschen sind der Natur öfters mächtig,
Das prächtge Land ist Menschen nicht verborgen,
Mit Reiz erscheint der Abend und der Morgen.
Die offnen Felder sind als in der Ernte Tage,
Mit Geistigkeit ist weit umher die alte Sage,
Und neues Leben kommt aus Menschheit wieder,
So sinkt das Jahr mit einer Stille nieder.

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Gedicht: Griechenland von Friedrich Hölderlin

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Griechenland“ von Friedrich Hölderlin entfaltet in acht Versen eine idealisierte Vision des antiken Griechenlands, in der Mensch und Natur in einem harmonischen, schöpferischen Verhältnis stehen. Hölderlin nutzt die lyrische Form, um nicht nur eine geografische oder historische Landschaft zu beschreiben, sondern ein geistiges und kulturelles Ideal zu evozieren. Griechenland erscheint hier als Sinnbild für eine Welt, in der Schönheit, Geist und Natur eins sind.

Die ersten beiden Verse thematisieren die Größe des Lebens und die Macht des Menschen über die Natur. Diese Macht wird jedoch nicht als zerstörerisch dargestellt, sondern als schöpferisch und mit dem natürlichen Reichtum verbunden. Der Mensch lebt nicht gegen, sondern mit der Natur – das Leben ist „prächtig“, weil die Menschen eine höhere, geistige Beziehung zur Welt eingehen.

Im mittleren Teil des Gedichts wendet sich Hölderlin der Landschaft selbst zu. Der Reiz von „Abend und Morgen“ verweist auf die ästhetische Qualität der Natur, die in Griechenland besonders leuchtend und eindrucksvoll erscheint. Die Felder, „als in der Ernte Tage“, deuten auf Fülle und Fruchtbarkeit hin – zugleich schwingt hier eine Idee von Arbeit, Ertrag und Kreislauf mit. Das Leben ist produktiv und sinnstiftend.

Die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart spiegelt sich in der „alten Sage“, die „mit Geistigkeit“ erfüllt ist. Diese Sage, also die kulturelle Überlieferung, wirkt weiter und bildet den Nährboden für „neues Leben“, das wiederum „aus Menschheit“ hervorgeht. Hölderlin sieht die Geschichte nicht als abgeschlossen, sondern als lebendige Quelle, aus der Gegenwart und Zukunft erwachsen.

Der Schlussvers – „So sinkt das Jahr mit einer Stille nieder“ – führt all diese Gedanken zu einem ruhigen, versöhnlichen Ende. Der Zyklus des Jahres, wie auch der der Kulturen, findet nicht in einem dramatischen Untergang, sondern in einer harmonischen Vollendung seinen Ausdruck. Griechenland erscheint somit als ein zeitloses Ideal, in dem Mensch, Natur und Geist in Einklang stehen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.