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Der Tod fürs Vaterland

Von

Du kömmst, o Schlacht! schon wogen die Jünglinge
Hinab von ihren Hügeln, hinab ins Tal,
Wo keck herauf die Würger dringen,
Sicher der Kunst und des Arms, doch sichrer

Kömmt über sie die Seele der Jünglinge,
Denn die Gerechten schlagen, wie Zauberer,
Und ihre Vaterlandsgesänge
Lähmen die Kniee den Ehrelosen.

O nehmt mich, nehmt mich mit in die Reihen auf,
Damit ich einst nicht sterbe gemeinen Tods!
Umsonst zu sterben, lieb ich nicht, doch
Lieb ich, zu fallen am Opferhügel

Fürs Vaterland, zu bluten des Herzens Blut
Fürs Vaterland – und bald ists geschehn! Zu euch,
Ihr Teuern! komm ich, die mich leben
Lehrten und sterben, zu euch hinunter!

Wie oft im Lichte dürstet‘ ich euch zu sehn,
Ihr Helden und ihr Dichter aus alter Zeit!
Nun grüßt ihr freundlich den geringen
Fremdling, und brüderlich ists hier unten;

Und Siegesboten kommen herab: Die Schlacht
Ist unser! Lebe droben, o Vaterland,
Und zähle nicht die Toten! Dir ist,
Liebes! nicht Einer zu viel gefallen.

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Gedicht: Der Tod fürs Vaterland von Friedrich Hölderlin

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Tod fürs Vaterland“ von Friedrich Hölderlin beschäftigt sich mit dem hohen Ideal des Heldentums und der Opferbereitschaft im Dienste des Vaterlandes. Zu Beginn wird die Schlacht als unvermeidlich beschrieben, in der die „Jünglinge“ sich in den Kampf stürzen. Trotz der Gefahr, die von den „Würgern“ ausgeht, ist es die „Seele der Jünglinge“, die als die wahre Macht über sie herrscht. Hier wird eine fast mystische Kraft beschrieben, die die Gerechten zu Siegern macht, unabhängig von den physischen Herausforderungen des Krieges. Die „Vaterlandsgesänge“ symbolisieren den ideellen Kampfgeist, der stärker ist als der körperliche Kampf.

Im weiteren Verlauf des Gedichts drückt der Sprecher den Wunsch aus, nicht „gemeinen Tod“ zu sterben, sondern sich für ein höheres Ziel zu opfern: das Vaterland. Der Gedanke, für das Vaterland zu bluten und am „Opferhügel“ zu fallen, wird als eine edle Form des Todes betrachtet. Es geht nicht um den Tod selbst, sondern um die Bedeutung des Opfers, das für das Wohl des Landes und für eine größere Sache geleistet wird. Diese Haltung zeigt die Selbstaufopferung als eine der höchsten Tugenden, die den Einzelnen über den Tod hinaus unsterblich macht.

In der dritten Strophe wendet sich der Sprecher an die Helden und Dichter der Vergangenheit, die ihn inspiriert haben. Er sehnt sich danach, mit ihnen vereint zu sein, sowohl im Leben als auch im Tod. Die Helden aus der „alten Zeit“ stehen hier als Symbole für die ewige Verehrung und den Ruhm, den diejenigen genießen, die sich für das Vaterland opfern. Es ist ein Moment der Vereinigung mit der Geschichte und den großen Taten der Vergangenheit. Der Sprecher möchte nicht als „geringer Fremdling“ wahrgenommen werden, sondern als Teil einer brüderlichen Gemeinschaft von Helden.

Das Gedicht endet mit einem Gefühl des Triumphs, da der Sprecher in der Schlacht die Gewissheit hat, dass der Sieg dem Vaterland gehören wird. Der Tod wird nicht gezählt, sondern als Teil eines größeren, unvergänglichen Sieges betrachtet. Die Toten sind in dieser Sichtweise nicht „zu viel gefallen“, sondern ihr Opfer wird als notwendig und ehrenhaft angesehen. Hölderlin stellt hier das Bild eines heldenhaften Todes als eine noble und würdige Form des Lebensabschlusses dar, bei dem der Einzelne zu einer unvergänglichen Erinnerung für das Vaterland wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.