Dem gnädigsten Herrn von Lebret
Sie, Edler! sind der Mensch, von dem das Beste sagen
Nicht fälschlich ist, da jeder Mensch es kennet,
Doch die Vollkommenheit enthält verschiedne Fragen,
Wenn schon der Mensch es leicht bezeuget nennet.
Sie aber haben dies in recht gewohntem Leben,
In der Gewogenheit, von der sich Menschen ehren,
Das ist den Würdigern als wie ein Gut gegeben,
Da viele sich in Not und Gram verzehren.
So unverlierbar dies, so geht es, hoch zu gelten,
Aus der Gewogenheit; die Menschen leben nimmer
Allein und schlechterdings von ihrem Schein und Schimmer,
Der Mensch bezeuget dies und Weisheit geht in Welten.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Dem gnädigsten Herrn von Lebret“ von Friedrich Hölderlin ist eine Ode an die Würde und die Vollkommenheit des Menschen, die in der richtigen Lebensführung und in der menschlichen Gemeinschaft gefunden wird. Es richtet sich an eine herausragende Person, die durch ihr Leben und Handeln als Vorbild für andere dient. Der Dichter hebt hervor, dass wahre Vollkommenheit nicht leicht zu erreichen oder zu definieren ist, sondern verschiedene Facetten umfasst, die sich im alltäglichen Leben und im Umgang mit anderen Menschen zeigen.
Hölderlin betont, dass diese Vollkommenheit nicht nur durch äußere Erscheinungen oder oberflächlichen Glanz zu erkennen ist, sondern durch die inneren Werte, die sich in der Art und Weise manifestieren, wie man mit anderen Menschen lebt und sie ehrt. Der „gnädigste Herr“ wird als jemand dargestellt, der in einem harmonischen Verhältnis zu anderen steht, das von gegenseitigem Respekt und Verständnis geprägt ist. Diese Form der „Gewogenheit“ ist eine wichtige Grundlage, um als Mensch Anerkennung zu finden.
Die Vorstellung, dass der Mensch nicht nur von äußeren Attributen wie Ruhm und Reichtum lebt, sondern von den zwischenmenschlichen Beziehungen und der Weisheit, die in einem Leben in Harmonie und Wertschätzung entsteht, ist ein zentrales Thema. In Hölderlins Gedicht wird deutlich, dass wahre Weisheit und das Streben nach Vollkommenheit in der Verbindung zu anderen und im respektvollen Umgang miteinander liegen. Diese Sichtweise hebt die Bedeutung von moralischer Integrität und innerer Größe hervor, die mehr zählen als äußere Erscheinung oder flüchtiger Ruhm.
Insgesamt zeigt das Gedicht eine humanistische Haltung, die den Wert des Einzelnen in der Gemeinschaft und in der Achtung vor anderen Menschen betont. Hölderlin stellt den „gnädigsten Herrn von Lebret“ als Vorbild dar, das für eine ideale Lebensweise steht, die auf Weisheit, Mitgefühl und einem tiefen Sinn für das Gute im Menschen basiert.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.