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Aussicht 2

Von

Der offne Tag ist Menschen hell mit Bildern,
Wenn sich das Grün aus ebner Ferne zeiget,
Noch eh des Abends Licht zur Dämmerung sich neiget,
Und Schimmer sanft den Klang des Tages mildern.
Oft scheint die Innerheit der Welt umwölkt, verschlossen,
Des Menschen Sinn von Zweifeln voll, verdrossen,
Die prächtige Natur erheitert seine Tage
Und ferne steht des Zweifels dunkle Frage.

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Gedicht: Aussicht von Friedrich Hölderlin

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Aussicht“ von Friedrich Hölderlin beschreibt die Erfahrung des Menschen im Einklang mit der Natur und den inneren Konflikten, die den menschlichen Geist begleiten. Zu Beginn wird das Bild eines „offnen Tags“ gezeichnet, der den Menschen mit „hellen Bildern“ erfüllt. Diese helle, klare Sicht auf die Welt könnte als Symbol für Momente der Erleuchtung und des Verständnisses verstanden werden, die dem Menschen in den frühen Stunden des Tages zuteilwerden.

Das „Grün aus ebner Ferne“, das sich zeigt, steht für die Schönheit und Klarheit der Natur, die den Blick des Menschen öffnet und ihm eine Verbindung zur Welt um ihn herum ermöglicht. Noch bevor die Dämmerung einsetzt und die Welt in sanftes Licht taucht, ist der Mensch in der Lage, die Welt in ihrer vollen Pracht zu erleben. In diesem Moment scheint die Welt in ihrer Reinheit und Klarheit greifbar zu sein, was den Eindruck von Hoffnung und Harmonie verstärkt.

Doch der Dichter erkennt auch, dass diese Klarheit der Natur nicht immer mit dem inneren Zustand des Menschen übereinstimmt. Die „Innerheit der Welt“ wird als oft „umwölkt, verschlossen“ beschrieben, was auf die inneren Zweifel und die Unsicherheit des Menschen hinweist. Der Mensch ist häufig von Zweifeln und Verdrossenheit geplagt, die ihn von der klaren Schönheit der Natur trennen. Diese „dunkle Frage“ des Zweifels bleibt in der Ferne, wird jedoch in der Natur selbst nicht beantwortet.

Die Natur wirkt in diesem Gedicht als ein heilendes, beruhigendes Element, das den „Zweifel“ in den Hintergrund rückt und den Menschen in seine Gegenwart eintauchen lässt. Sie „erheitert“ die Tage des Menschen und bietet eine Form der Trost und der geistigen Erfrischung, die ihn von seinen inneren Kämpfen befreit. Die Gegenüberstellung von innerem Zweifel und äußerer Natur zeigt, dass die Natur zwar nicht alle inneren Konflikte löst, sie aber einen Raum schafft, in dem der Mensch für einen Moment von seinen Sorgen Abstand nehmen kann.

Insgesamt thematisiert Hölderlin in diesem Gedicht das Spannungsverhältnis zwischen der äußeren Schönheit der Natur und den inneren, oft düsteren Gedanken des Menschen. Die Natur wird als eine Quelle der Erleichterung und des Trostes dargestellt, die den menschlichen Geist in Momenten der Unsicherheit und des Zweifels heilen kann.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.