Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , ,

Herbstbild

Von

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O störe sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Herbstbild von Friedrich Hebbel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Herbstbild“ von Friedrich Hebbel beschreibt einen stillen, beinahe feierlichen Herbsttag, an dem die Natur ihren eigenen Rhythmus und ihre eigene Ordnung entfaltet. Der erste Eindruck ist von einer fast unheimlichen Ruhe geprägt: „Die Luft ist still, als atmete man kaum“. Trotz dieser Stille geschieht etwas Bedeutendes – die reifen Früchte fallen lautlos von den Bäumen, ein Sinnbild für Vergänglichkeit und natürlichen Abschied.

Hebbel nutzt die Szenerie des Herbstes, um die sanfte, aber unausweichliche Auflösung und den Kreislauf der Natur zu thematisieren. Das Bild der „schönsten Früchte“, die von den Bäumen fallen, verweist auf einen Moment der Reife und des Loslassens. Der Herbst, traditionell auch Symbol für das Alter oder den Abschied vom Leben, erscheint hier als natürliche Erntezeit, die von der Natur selbst gestaltet wird.

Der Appell „O störe sie nicht, die Feier der Natur!“ zeigt die Ehrfurcht des lyrischen Ichs vor dieser stillen und würdevollen Vollendung. Die Natur vollzieht ihre „Lese“, ohne äußeres Zutun – ein Prozess der Reife und des Loslassens, der im Einklang mit dem sanften Sonnenlicht steht. Hebbel hebt damit die Autonomie der Natur und ihre stille Würde hervor.

Das Gedicht verbindet Naturbeschreibung mit einer tieferliegenden Reflexion über das Loslassen und die Akzeptanz natürlicher Prozesse. Die ruhige, fast kontemplative Stimmung lädt dazu ein, sich dem Kreislauf des Lebens in Demut zu fügen und den Moment der Reife und des Abschieds nicht zu stören. Hebbel gelingt es, den Herbst nicht nur als Jahreszeit, sondern auch als Sinnbild für das sanfte Vergehen und die stille Schönheit der Vergänglichkeit zu inszenieren.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.