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Die Sommernacht

Von

Wenn der Schimmer von dem Monde nun herab
In die Wälder sich ergießt, und Gerüche
Mit den Düften von der Linde
In den Kühlungen wehn;

So umschatten mich Gedanken an das Grab
Der Geliebten, und ich seh in dem Walde
Nur es dämmern, und es weht mir
Von der Blüthe nicht her.

Ich genoß einst, o ihr Todten, es mit euch!
Wie umwehten uns der Duft und die Kühlung,
Wie verschönt warst von dem Monde,
Du o schöne Natur!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Die Sommernacht von Friedrich Gottlieb Klopstock

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Sommernacht“ von Friedrich Gottlieb Klopstock ist eine kurze, aber tief emotionale Meditation über Erinnerung, Verlust und die Verbindung zwischen Natur und Tod. In nur drei Strophen entfaltet Klopstock ein leises, melancholisches Stimmungsbild, das eine vergangene Zeit der Freude und Verbundenheit mit der Natur kontrastiert mit einer Gegenwart, die von Trauer und Einsamkeit geprägt ist.

Zentral ist das Bild der Sommernacht: Mondlicht, Waldesduft und lindes Wehen schaffen eine fast überirdische Atmosphäre der Stille und Schönheit. Doch diese äußere Harmonie steht im Kontrast zur inneren Verfassung des lyrischen Ichs, das sich nicht mehr von der Blüte und dem Duft berührt fühlt, sondern von Gedanken an das Grab der Geliebten überschattet wird. Der Tod hat die Wahrnehmung verändert – was einst als lebendig und sinnlich erlebt wurde, erscheint nun gedämpft, entrückt und leer.

Besonders eindrucksvoll ist die Erinnerung an die Zeit mit den Verstorbenen: Die Natur, die Kühlung, das Mondlicht – sie wurden einst gemeinsam empfunden und machten das Dasein schön. Diese geteilte Erfahrung ist nun nur noch in der Erinnerung lebendig. Die Natur bleibt zwar äußerlich dieselbe, doch ihre Wirkung ist gebrochen. Das lyrische Ich empfindet sie nicht mehr unmittelbar, sondern durch den Schleier der Trauer.

Klopstocks Sprache ist zurückhaltend und von sanftem Pathos getragen. Durch die Verwendung einfacher, klarer Bilder – der Mond, der Duft, das Grab – entsteht eine stille, meditative Tiefe. Das Gedicht thematisiert in feiner Weise die Macht der Erinnerung und die Vergänglichkeit des sinnlichen Erlebens. Es ist ein leiser Nachklang an das Leben, in dem Schönheit und Trauer untrennbar miteinander verbunden sind.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.