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O wisst ihr, was ich denke

Von

O wisst ihr, was ich denke?
O nein, ihr wisst es nicht!
Wenn ich mich ganz versenke,
Dann denk‘ ich ein Gedicht!

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Gedicht: O wisst ihr, was ich denke von Friederike Kempner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „O wisst ihr, was ich denke“ von Friederike Kempner ist ein kurzer, pointierter Text, der mit einem leichten Ton auf das Verhältnis von Innenwelt und dichterischem Ausdruck anspielt. Trotz seiner formalen Schlichtheit birgt es eine tiefere Reflexion über das Wesen der Poesie und das kreative Denken.

Eingeleitet wird das Gedicht mit der Frage „O wisst ihr, was ich denke?“, die zugleich Erwartung und Distanz schafft. Die Antwort folgt unmittelbar und kategorisch: „O nein, ihr wisst es nicht!“ Diese Wendung markiert eine klare Trennung zwischen dem Ich und dem Außen, zwischen innerem Erleben und äußerer Wahrnehmung. Die Gedankenwelt des lyrischen Ichs bleibt verborgen, unzugänglich – ein klassisches Motiv der romantischen Innerlichkeit.

Doch anstatt sich im Geheimnisvollen zu verlieren, bietet die letzte Zeile eine überraschend heitere Auflösung: „Dann denk’ ich ein Gedicht!“ Diese einfache Aussage bringt die Kraft der Dichtung auf den Punkt – sie entsteht im Rückzug, im Versenken, im Alleinsein. Das Gedicht selbst wird zur Form des Gedachten, zur greifbaren Manifestation eines inneren Vorgangs.

Friederike Kempner verknüpft in diesen vier Versen humorvolle Leichtigkeit mit einem feinen Selbstbewusstsein als Dichterin. Die Ironie liegt darin, dass das Gedicht genau das offenbart, was als unzugänglich behauptet wird: den Gedankenakt selbst. Es ist ein charmantes kleines Paradoxon – die Unsichtbarkeit des Denkens wird sichtbar gemacht, aber nur in poetischer Form.

Insgesamt ist „O wisst ihr, was ich denke“ ein verspielter, aber kluger Einblick in die poetische Selbstwahrnehmung – eine liebevolle Selbstbehauptung der Dichtkunst in ihrer stillen, aber schöpferischen Kraft.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.