Ich träumte schön
Ich träumte schön und träumte viel,
Das Leben schien ein Kinderspiel,
Das Gute schien so federleicht,
Als hätte man es bald erreicht!
Das Leben ist ein Kampfesspiel,
Und bot der Wunden schwer und viel,
Das Gute ach, ein goldner Traum,
Erreichbar selten oder kaum!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Ich träumte schön“ von Friederike Kempner thematisiert den Kontrast zwischen kindlicher Lebensvorstellung und der ernüchternden Realität des Erwachsenseins. In klarer Sprache und mit bewusst gesetzten Wiederholungen entfaltet Kempner eine poetische Reflexion über verlorene Illusionen, menschliches Streben und die oft schmerzhafte Erfahrung des Lebens.
Die erste Strophe beschreibt einen idealisierten Traumzustand: Das Leben erscheint leicht, spielerisch und voller Hoffnung. Die Vorstellung vom „Kinderspiel“ steht hier sinnbildlich für Unschuld und Vertrauen, das „Gute“ scheint in greifbarer Nähe, ja fast selbstverständlich erreichbar. Diese Sichtweise ist geprägt von Optimismus und jugendlicher Naivität.
Mit der zweiten Strophe folgt der Bruch: Das Leben wird nun als „Kampfesspiel“ bezeichnet – ein Bild für Anstrengung, Widerstand und Schmerz. Die Formulierung „Wunden schwer und viel“ betont die Härte der Wirklichkeit. Das „Gute“ – zuvor noch federleicht – wird nun zum „goldnen Traum“, einer kostbaren, aber nahezu unerreichbaren Vorstellung.
Kempner kontrastiert gezielt die naive Erwartung mit der ernüchternden Erfahrung. Die formale Parallelität der beiden Strophen verstärkt diesen Gegensatz: Wo anfangs Hoffnung steht, folgt später Enttäuschung. Dabei bleibt das Gedicht in seiner Aussage zurückhaltend – es klagt nicht, sondern stellt fest.
„Ich träumte schön“ zeigt in schlichter, eindringlicher Sprache die Spannung zwischen Ideal und Wirklichkeit. Es spiegelt eine universelle menschliche Erfahrung: das Erwachen aus einem hoffnungsvollen Traum in eine Welt, in der das Gute zwar möglich, aber selten leicht zu erreichen ist.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.