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Das Vöglein erwacht

Von

Das Vöglein erwacht,
Im Traume es dacht
An Röseleins Pracht,
Die Katze hält Wacht.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Das Vöglein erwacht von Friederike Kempner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Vöglein erwacht“ von Friederike Kempner ist kurz, pointiert und spielt mit einer überraschenden Wendung. In nur vier Zeilen entfaltet sich eine Miniatur-Szene, die zunächst harmlos und idyllisch beginnt, dann aber plötzlich eine bedrohliche Spannung offenbart. Die Form erinnert an ein Kinderlied oder eine kleine Fabel, hinter der jedoch eine tiefere, beinahe tragische Ironie liegt.

Zu Beginn scheint das Gedicht ein einfaches Naturbild zu entwerfen: Ein Vöglein erwacht aus dem Schlaf und erinnert sich im Traum an „Röseleins Pracht“. Diese Assoziation weckt romantische Vorstellungen – Blumen, Schönheit, vielleicht ein Moment des Glücks oder der Sehnsucht. Die ersten drei Verse kreieren eine zarte, friedliche Stimmung.

Doch mit der letzten Zeile „Die Katze hält Wacht“ ändert sich der Ton schlagartig. Aus der Idylle wird eine latente Bedrohung. Die Katze – als klassischer Feind des Vogels – symbolisiert hier Gefahr und Tod, die bereits präsent sind, noch bevor das Vöglein überhaupt richtig erwacht ist. Die Gegenüberstellung von Träumerei und realer Gefahr verleiht dem Gedicht eine fast makabre Tiefe.

Kempner spielt hier mit der Spannung zwischen Unschuld und drohender Gewalt, zwischen Hoffnung und Realität. Trotz der kindlich wirkenden Formulierung verbirgt sich darin eine ernste, beinahe existenzielle Aussage: Das Leben ist zerbrechlich, und oft lauert Gefahr, wo wir am verletzlichsten sind – im Übergang zwischen Traum und Wirklichkeit.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.