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Freudenlied

Von

Es singen die Söhne der Weisheit, die Alten:
Bekränzt Euch mit Rosen, die frühe verblühn!
Ihr werdet dem hinkenden Alter, den Falten,
Dem Nachen des Charon doch nimmer entfliehn!

O, pflücket die Blüthen der flüchtigen Stunden,
O, pflücket sie eilig zum duftigen Kranz!
Und schwingt euch, von zärtlichen Armen umwunden,
Von funkelnden Augen beleuchtet, im Tanz!

Sich Ein Mahl im rollenden Monde betrinken,
Hippokrates lehrt es, der göttliche Mann,
Läßt heller die Flamme des Lebens erblinken.
Drum bringet die fröhlichen Becher heran!

Dreht alles sich rund in dem kreisenden Leben,
Gehn′ und Gestirne im freudigen Schwung,
So haltet euch, Flügel der Freude, im Schweben!
So drehe ich mich taumelnd, holdseliger Trunk!

Flieht, nüchterne Träumer, die rauschende Laube.
Weg, Molkegesichter und Wasservernunft!
Es lebe der lustige Nectar der Traube;
Es lebe und juble die trinkende Zunft!

Komm, seliger Evan, Bezwinger der Sorgen!
Komm Cypris, der Menschen, der Himmlischen Lust!
Kommt frühe! Es welket mit jeglichem Morgen
Ein Blümchen der Freude an sterblicher Brust!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Freudenlied von Ernst Moritz Arndt

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Freudenlied“ von Ernst Moritz Arndt ist eine überschwängliche Ode an die Lebensfreude und das Genießen des Augenblicks. Es ist eine Aufforderung an die Leser, die Vergänglichkeit des Lebens anzuerkennen und die Freuden der Jugend und des Genusses in vollen Zügen auszukosten, bevor das Alter und der Tod Einzug halten. Das Gedicht bedient sich lebhafter Bilder und einer direkten Ansprache, um seine Botschaft eindringlich zu vermitteln.

Arndt ruft dazu auf, die flüchtigen Freuden des Lebens zu ergreifen, wie z.B. das Pflücken von Blumen oder das Tanzen in den Armen geliebter Menschen. Die Zeilen „O, pflücket die Blüthen der flüchtigen Stunden / O, pflücket sie eilig zum duftigen Kranz!“ unterstreichen die Dringlichkeit, die Gelegenheiten zu nutzen, bevor sie verwehen. Weiterhin wird das Trinken als Quelle der Freude und des Lebensfeuer dargestellt, was durch die Referenz auf Hippokrates und die Aufforderung „Drum bringet die fröhlichen Becher heran!“ verdeutlicht wird. Das Gedicht entwirft ein Bild von einer Welt, in der alles im Kreislauf der Freude und des Genusses pulsiert, und ermutigt die Leser, sich diesem Rhythmus anzuschließen.

Die Haltung des Gedichts ist eindeutig hedonistisch und wendet sich gegen Nüchternheit und Askese. Es verurteilt „nüchterne Träumer“ und „Molkegesichter“ und preist stattdessen den „lustigen Nectar der Traube“ als Quelle der Freude und des Lebens. Diese Gegensätze – Rausch und Nüchternheit, Freude und Sorge – werden in der direkten Ansprache und den klaren Aufforderungen des Gedichts scharf gegeneinander gestellt. Die Anrufung von Evan und Cypris, Göttern der Freude und der Liebe, unterstreicht die Auffassung, dass Genuss und Vergnügen von göttlicher Natur sind.

Die Metaphern, wie „Flügel der Freude“ und „Blümchen der Freude an sterblicher Brust“, verstärken die Thematik der Vergänglichkeit und die Notwendigkeit, die Freuden des Lebens zu ergreifen, bevor sie vergehen. Das Gedicht beschwört ein Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit herauf, indem es die Leser dazu ermutigt, sich dem Strudel des Lebens hinzugeben und die Vergänglichkeit des Glücks zu akzeptieren. Der „holdselige Trunk“ symbolisiert hierbei die Hingabe an den Rausch und die damit verbundene Loslösung von den Sorgen des Alltags. Das Gedicht ist somit ein leidenschaftlicher Aufruf zur Lebensfreude und zum bewussten Genießen des Augenblicks, bevor der Tod kommt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.