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Frauenliebe

Von

Ihres Leibes Wunderschaft
hat so völlig ihn verschnüret,
dass ihn fürder keine Kraft
wieder auf zur Freiheit führet.

Lachend hat an seiner Not
sie das Frauenherz geweidet,
wissend, dass er bis zum Tod
duldet, liebt und für sie leidet.

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Gedicht: Frauenliebe von Otto Erich Hartleben

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Frauenliebe“ von Otto Erich Hartleben zeichnet ein düsteres Bild der alles verzehrenden Liebe, die als Fessel und Gefangenschaft dargestellt wird. Der Fokus liegt auf der vollständigen Hingabe und Auslieferung des Mannes an die Macht der Frau, die in diesem Fall sowohl die Quelle der Liebe als auch des Leids ist. Die eröffnenden Zeilen etablieren das zentrale Motiv der Einengung und des Verlustes der Freiheit, was in der Verwendung von Begriffen wie „verschnüret“ und „keine Kraft“ zum Ausdruck kommt. Die körperliche Schönheit der Frau wird als Ursache für diese Fesselung genannt, was die existentielle und unaufhaltsame Natur der Liebe andeutet.

Die zweite Strophe verstärkt den Kontrast zwischen der Freude der Frau und dem Leid des Mannes. Während die Frau sich an der Not des Mannes weidet, also Freude daran findet, dass er an ihr leidet, wird die Tragweite der Abhängigkeit des Mannes deutlich. Der Mann ist in einer unentrinnbaren Situation gefangen, in der er dem Schicksal der Frau, ihrem Lachen und ihrer Macht über ihn, bis zum Tod unterworfen ist. Die Verwendung von Begriffen wie „lachend“ und „geweidet“ deutet eine gewisse Gefühlskälte und Selbstsucht der Frau an, während die Worte „duldet, liebt und für sie leidet“ die totale Hingabe und das Leiden des Mannes betonen.

Hartlebens Gedicht ist frei von jeder Romantik. Das Frauenbild wird als kaltherzig dargestellt. Die Liebe wird hier als ein Kräfteungleichgewicht gezeigt, in dem die Frau die Macht und der Mann die Gefangenschaft erlebt. Der Autor verdeutlicht eine Beziehung, die von einem Ungleichgewicht der Kräfte geprägt ist. Dies kann als Kritik an gesellschaftlichen Machtstrukturen oder als eine düstere Betrachtung der menschlichen Psyche interpretiert werden, bei der die Liebe sowohl eine Quelle der Freude als auch des Leidens sein kann.

Die prägnante Sprache und die klare Bildsprache verstärken die Wirkung des Gedichts. Die Kürze der Strophen und die einfachen Reimschemata tragen zur Eindringlichkeit der Botschaft bei. Die zentrale Botschaft ist die unaufhaltsame Bindung, die die Liebe mit sich bringen kann, und die daraus resultierende Machtdynamik zwischen den Geschlechtern. Das Gedicht ist ein Kommentar zur Komplexität der Liebe, in der Freude und Schmerz untrennbar miteinander verbunden sind und die Freiheit des Individuums gefährdet wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.