Tiere im Wald
Wald, wie betreuend
verhüllst du die Tiere
in deinem unendlichen
Rauschen und Schweigen.
Fern den Menschen
sind sie am schönsten.
Geheim im Blau.
Selten, dass dir ein Reh
am Waldrand scheulos begegnet.
Den runden Tierblick
in deine Menschenaugen taucht.
– Und ward es dir nicht
wie ein geisterhaftes Berühren,
Wink aus dem Zwischenreich,
deine Sehnsucht schmerzend -?
Tiere und Bäume
sind sinnvoll verschwistert,
teilen des Waldes Geheimnis.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Tiere im Wald“ von Francisca Stoecklin beschreibt die Verbindung zwischen der Natur, insbesondere dem Wald, und den darin lebenden Tieren. Zu Beginn wird der Wald als ein Ort der Geborgenheit und des Schutzes dargestellt, der die Tiere in „unendlichem Rauschen und Schweigen“ verhüllt. Diese Darstellung betont den natürlichen Zustand des Waldes als einen Raum, in dem das Leben in seiner ursprünglichen Form existiert – ungestört und in Harmonie mit sich selbst. Der Wald fungiert als „betreuend“, was auf seine nährende und schützende Funktion hinweist.
Die Tiere im Wald erscheinen als ungestörte Wesen, die „fern den Menschen“ in ihrer natürlichen Schönheit am besten gedeihen. Der Wald ist ein Raum der Abgeschiedenheit, in dem die Tiere in ihrer Unberührtheit zur vollen Entfaltung kommen. Die Formulierung „Geheim im Blau“ verstärkt das Gefühl von Mystik und Unerreichbarkeit, als ob die Tiere und der Wald in einer eigenen, geheimen Welt existieren. Der seltene Anblick eines Rehs, das am Waldrand „scheulos“ begegnet, verstärkt das Bild der Wildheit und Freiheit, die in der Natur herrschen, im Gegensatz zur scheuen Haltung der Tiere gegenüber den Menschen.
Die zweite Strophe stellt die Frage, ob der „runde Tierblick“, den das Reh den „Menschenaugen“ zuwendet, nicht wie ein „geisterhaftes Berühren“ wirkt. Diese Zeilen zeigen die tiefere Verbindung zwischen den Tieren und dem menschlichen Bewusstsein, das durch den Blick der Tiere auf eine unsichtbare, beinahe spirituelle Weise berührt wird. Der „Wink aus dem Zwischenreich“ verweist auf die ungreifbare, aber dennoch spürbare Präsenz der Tiere, die wie eine Erinnerung an eine alte, natürliche Wahrheit in den menschlichen Geist eindringen. Die „Sehnsucht“ des Menschen wird durch diesen Blick angesprochen und schmerzt, da sie auf das verlorene Verständnis und die Verbundenheit mit der Natur hinweist.
Am Ende des Gedichts wird die enge Verbindung zwischen „Tieren und Bäumen“ als „sinnvoll verschwistert“ dargestellt, was auf eine tiefere Einheit und Symbiose innerhalb des Waldes verweist. Tiere und Bäume teilen das „Geheimnis des Waldes“, was darauf hindeutet, dass sie in einem stillen, aber bedeutungsvollen Austausch miteinander leben. Diese Zusammenarbeit im Wald lässt das Bild einer vollkommenen und unverfälschten Natur entstehen, in der jedes Lebewesen seinen Platz hat und zur Ganzheit des Ökosystems beiträgt. Das Gedicht endet mit der Feier dieser untrennbaren Verbindung, die weit über das Verständnis des Menschen hinausgeht.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.