Schweigen der Nacht
Die Nacht trägt gar ein stilles Kleid,
Aber in seinen Falten wacht das Leid.
Die Nacht ist voll Ruhe und wie ein Grab.
Vor Dunkelheit sehn wir keine Klippen.
Jetzt wirft einer sein Lächeln ab,
Und sehnen Frauen mit durstigen Lippen.
Jetzt entfällt meinen Kinderhänden das Ziel
Jetzt schweigen alle – nur der Tod spricht viel.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Schweigen der Nacht“ von Francisca Stoecklin beschreibt die Nacht als einen Raum der Stille und des Leidens. Die Nacht wird zunächst als etwas ruhig und friedlich wirkendes dargestellt, das „stille Kleid“ trägt. Doch hinter dieser äußeren Ruhe verbirgt sich das Leid, das in ihren „Falten“ lauert. Diese Gegensätze zwischen äußerer Ruhe und innerem Schmerz werden zu einem zentralen Motiv des Gedichts, das auf die Schwere und die Dunkelheit des menschlichen Daseins hinweist.
Die zweite Strophe vertieft diese düstere Sicht auf die Nacht. Sie wird als „voll Ruhe und wie ein Grab“ beschrieben, was die Nacht mit der Unausweichlichkeit des Todes in Verbindung bringt. Das Bild des „Grabes“ verstärkt den Eindruck einer endgültigen Stille und einem Zustand der Trauer, während die „Dunkelheit“ als eine undurchdringliche Wand erscheint, die jegliche Orientierung – symbolisiert durch „Klippen“ – versperrt. Diese Dunkelheit steht für die Ungewissheit und das Fehlen von Licht oder Hoffnung.
In der dritten Strophe tritt ein Wendepunkt auf, als das Bild eines „Lächelns“ geworfen wird und „Frauen mit durstigen Lippen“ hervortreten. Dies könnte auf eine unstillbare Sehnsucht nach Nähe und Liebe hinweisen, die sich im Kontrast zur tristen und düsteren Nacht entwickelt. Hier spiegelt sich der menschliche Wunsch nach Leben und Sinn, der inmitten der Dunkelheit und des Leidens aufkeimt. Es ist ein Moment des Verlangens, der jedoch durch die Schwere der Nacht und des Leids nur schwer erfüllt werden kann.
Die letzte Strophe beschreibt den Verlust von Zielen und die zunehmende Sprachlosigkeit. Die „Kinderhände“ verlieren das „Ziel“, was auf eine Unschuld und Orientierungslosigkeit hinweist. Das Schweigen, das die Nacht beherrscht, wird mit dem „Tod“ in Verbindung gebracht, der „viel spricht“. Der Tod, als das unvermeidliche Ende, nimmt die Worte und das Leben selbst in die Hand und wird zur einzigen Stimme in dieser ansonsten stillen und von Leid durchzogenen Nacht. Das Gedicht endet mit der Erkenntnis, dass die Nacht nicht nur äußerlich still ist, sondern auch eine innere, schwerwiegende Stille herrscht, die von der Präsenz des Todes überschattet wird.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.