Schnee
Schnee, zärtliches Grüßen
der Engel,
schwebe, sinke –
breit alles in Schweigen
und Vergessenheit!
Gibt es noch Böses,
wo Schnee liegt?
Verhüllt, verfernt er nicht
alles zu Nahe und Harte
mit seiner beschwichtigenden
Weichheit, und dämpft selbst
die Schritte des Lautesten
in Leise?
Schnee, zärtliches Grüßen
der Engel,
den Menschen, den Tieren! –
Weißeste Feier
der Abgeschiedenheit.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Schnee“ von Francisca Stoecklin beschreibt den Schnee als ein Symbol für Ruhe, Frieden und Transzendenz. Zu Beginn wird der Schnee als „zärtliches Grüßen der Engel“ bezeichnet, was ihm eine himmlische und friedliche Qualität verleiht. Der Schnee erscheint hier fast wie eine Geste des Himmels, der die Erde sanft berührt und eine Atmosphäre des Schweigens und der „Vergessenheit“ schafft. Die Vorstellung, dass der Schnee „breit alles in Schweigen“ hüllt, unterstreicht das Bild einer stillen, reinigenden Kraft, die das Weltgeschehen in eine friedliche Ruhe taucht.
In der zweiten Strophe stellt die Sprecherin die Frage, ob es noch „Böses“ gibt, wo der Schnee liegt. Der Schnee wird als ein Mittel dargestellt, das das Negative und Harte in der Welt verdeckt und „verfernt“. Diese Vorstellung von Schnee als Beschwichtiger und Heiler deutet darauf hin, dass der Schnee in seiner Reinheit und Weichheit die Welt von allem Übel befreien kann – zumindest in der Wahrnehmung. Er mildert die Härte des Lebens und transformiert selbst die lautesten Geräusche in Stille. Der Schnee wird damit zu einem Symbol für den Frieden, der alle Störungen und Aggressionen dämpft und die Welt in eine sanfte Ruhe versetzt.
Die Wiederholung von „Schnee, zärtliches Grüßen der Engel“ verstärkt den Eindruck eines himmlischen Segens, der nicht nur die Natur, sondern auch die Menschen und Tiere umfasst. Diese zärtliche Geste zeigt eine universelle Gnade, die allen Wesen zugutekommt. Der Schnee scheint als eine Art verbindendes Element zwischen allen Lebewesen und der göttlichen Welt zu fungieren, indem er sie mit seiner Reinheit und Stille erreicht.
Abschließend wird der Schnee als „weißeste Feier der Abgeschiedenheit“ beschrieben. Diese Worte betonen den Aspekt der Einsamkeit und des Rückzugs, den der Schnee in seiner weißen Decke bringt. Die „Abgeschiedenheit“ ist jedoch nicht negativ, sondern wird als feierlicher Zustand dargestellt, in dem das Leben in seiner reinen, unverfälschten Form erlebbar wird. Der Schnee schafft eine Atmosphäre, in der die Welt still und rein erscheint, wodurch er zu einem Symbol der Ruhe und der spirituellen Reinigung wird.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.