Die singende Muschel
Als Kind sang eine Muschel
mir das Meer.
Ich konnte träumelang
an ihrem kühlem Munde lauschen.
Und meine Sehnsucht wuchs
und blühte schwer,
und stellte Wünsche und Gestalten
in das ferne Rauschen.
Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Die singende Muschel“ von Francisca Stoecklin beschäftigt sich mit der Verbindung zwischen Kindheit, Sehnsucht und der Magie der Natur. Zu Beginn wird die „Muschel“ als eine Quelle des Wissens und der Erinnerung dargestellt, die dem Kind das „Meer“ singt. Diese Vorstellung, dass eine Muschel das Rauschen des Meeres wiedergibt, ist ein Symbol für die unbewusste Verbindung des Kindes zur Natur und zur Weite der Welt, die es noch nicht vollständig begreifen kann. Das „träumelang“ an ihrem „kühlem Munde“ deutet auf die kindliche Fähigkeit hin, in der Ruhe der Natur eine tiefe, fast mystische Erfahrung zu machen.
Das Lauschen an der Muschel, das für das Kind eine Möglichkeit des Träumens und der Flucht ist, lässt seine „Sehnsucht“ wachsen und „blühen“. Diese Sehnsucht ist gleichzeitig eine innere Bewegung, die das Kind auf eine Reise des Wachstums und der Entdeckung führt. Es wird beschrieben, wie sich die Sehnsucht ausdehnt und „schwer“ wird, was darauf hindeutet, dass diese Wünsche und Hoffnungen nicht nur flüchtig sind, sondern eine tiefere, fast existenzielle Qualität annehmen.
Die Worte „und stellte Wünsche und Gestalten in das ferne Rauschen“ verdeutlichen, dass das Kind in der Stille und den Klängen der Muschel eine Vorstellungskraft entwickelt, die ihm hilft, seine innersten Wünsche und Fantasien zu formen. Das „ferne Rauschen“ des Meeres wird hier als eine Projektion dieser kindlichen Wünsche und Träume verstanden, als ein symbolisches Echo der inneren Welt des Kindes, das in den Weiten des Meeres nach Antworten und Erfüllung sucht.
Das Gedicht vermittelt auf poetische Weise die Verbindung zwischen der kindlichen Wahrnehmung der Welt und der Kraft der Natur, die die Fantasie und Sehnsucht anregt. Es geht um die Entstehung von Träumen und Wünschen, die aus einer Quelle der Stille und des Wunders hervorgehen. Die Muschel wird dabei zu einem Symbol für die Tür zu einer anderen Welt, in der sich das Kind sowohl verloren als auch gefunden fühlt – in einer Welt, die von Sehnsucht und magischer Vorstellungskraft geprägt ist.
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.