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De Profundis

Von

Müd irren wir durch die Stadt in Nacht.
Frierend, weh aneinander geschmiegt
In der Laternen traurigem Gestirn.
Immer schrillt aus der Pinte Musik Verzweiflung,
Dass unser Blut zu weinen anfängt
Und die Seelen erzittern.

Weiber kauern darum, gespenstisch, verschminkt,
Blöde Kerle, frech grinsend in ihre Gesichter,
Die gleich welkenden Blumen
Über den Tischen hangen.

Wird sich kein Gott heut der Armen erbarmen?
Wird kein Heiland seine sanften Hände
Um ihre Schartenwangen legen?
Wird nicht ein lichter Engel
Tröstend in ihre Träume schweben?

Nachtsturm peitscht Fetzen um unsere Traumgesichter.
Wir rollen tiefer hinab,
In den purpurnen Abgrund unserer Liebe.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: De Profundis von Francisca Stoecklin

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „De Profundis“ von Francisca Stoecklin beschreibt eine düstere Szene der Verzweiflung und des menschlichen Elends. Der Sprecher und sein Begleiter irren „durch die Stadt in Nacht“, was eine Orientierungslosigkeit und Einsamkeit symbolisiert, die durch die Dunkelheit verstärkt wird. Ihre Nähe, „weh aneinander geschmiegt“, deutet auf eine Form der Verzweiflung hin, in der körperliche Nähe als Schutz vor der kalten, bedrohlichen Umgebung dient. Die „Laternen traurigem Gestirn“ werfen ein blasses, unheilvolles Licht auf die Szenerie, was die melancholische und trostlose Stimmung verstärkt.

Die Beschreibung der Pinte und der Menschen, die sich in ihr aufhalten, ist von einer erschreckenden Bildsprache geprägt. Die „Weiber kauern darum, gespenstisch, verschminkt“ und die „blöden Kerle, frech grinsend in ihre Gesichter“, erzeugen ein Bild der Entmenschlichung und der Verlorenheit. Die „gleich welkenden Blumen“ über den Tischen verstärken die Vorstellung von Verfall und Verkommenheit, sowohl körperlich als auch seelisch. Diese düsteren Bilder erzeugen eine Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit und des inneren Verfalls.

Die Frage nach dem göttlichen Erbarmen stellt sich als zentrales Motiv des Gedichts dar. Der Sprecher fragt, ob „kein Gott“ oder „kein Heiland“ sich der Armen annehmen wird und ob „ein lichter Engel“ tröstend in ihre Träume schweben wird. Diese verzweifelten Fragen spiegeln den Glauben des Sprechers wider, dass es einen höheren Schutz oder Trost geben muss, um die Armut und das Elend zu lindern. Doch die fehlende Antwort auf diese Fragen lässt die Dunkelheit und das Leid weiter bestehen.

Der abschließende Abschnitt des Gedichts verstärkt den Abgrund der Verzweiflung, in den der Sprecher und sein Begleiter „tiefer hinabrollen“. Der „purpurne Abgrund“ ihrer Liebe könnte als ein Symbol für eine leidenschaftliche, aber destruktive Beziehung verstanden werden, die sich immer weiter in den Abgrund der Dunkelheit und des Schmerzes vertieft. Die „Nachtsturm“ und die „Fetzen um unsere Traumgesichter“ deuten auf eine schmerzhafte Zerrissenheit und das Fehlen eines klaren Ziels hin. Insgesamt ist das Gedicht ein kraftvolles Bild für die menschliche Not, das Fehlen von Trost und die Verzweiflung angesichts der unerbittlichen Dunkelheit des Lebens.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.