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Fink und Frosch

Von

Im Apfelbaume pfeift der Fink
Sein: pinkepink!
Ein Laubfrosch klettert mühsam nach
Bis auf des Baumes Blätterdach
Und bläht sich auf und quackt: »Ja, ja!
Herr Nachbar, ick bin och noch da!«

Und wie der Vogel frisch und süß
Sein Frühlingslied erklingen ließ,
Gleich muß der Frosch in rauhen Tönen
Den Schusterbaß dazwischen dröhnen.

»Juchheija, heija!« spricht der Fink.
»Fort flieg ich flink!«
Und schwingt sich in die Lüfte hoch.

»Wat!« ruft der Frosch, »dat kann ick och!«
Macht einen ungeschickten Satz,
Fällt auf den harten Gartenplatz,
Ist platt, wie man die Kuchen backt,
Und hat für ewig ausgequackt.

Wenn einer, der mit Mühe kaum
Geklettert ist auf einen Baum,
Schon meint, daß er ein Vogel wär,
So irrt sich der.

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Gedicht: Fink und Frosch von Wilhelm Busch

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Fink und Frosch“ von Wilhelm Busch ist eine humorvolle und zugleich lehrreiche Fabel, die das Thema der Selbstüberschätzung und ihrer Konsequenzen aufgreift. Das Gedicht beginnt mit einer idyllischen Szene: einem singenden Fink im Apfelbaum, der mit seinem Gesang die Aufmerksamkeit eines Frosches auf sich zieht. Der Frosch, der mühsam auf den Baum geklettert ist, versucht, die Leistung des Finken zu imitieren, indem er sich aufbläht und quakt, um seine Anwesenheit zu signalisieren und die Fähigkeit zum Singen zu suggerieren.

Der Kern des Gedichts liegt in der darauffolgenden Konfrontation. Der Fink, beflügelt von seinem Gesang, schwirrt in die Lüfte. Der Frosch, angestachelt von Neid und dem Wunsch nach Anerkennung, wiederholt dessen Absicht mit einem trotzigen „Wat! dat kann ick och!“. Der Frosch versucht also, die Kunst des Finken zu kopieren, indem er einen ungeschickten Sprung wagt. Der Ausgang ist tragisch-komisch: Der Frosch stürzt ab, landet hart auf dem Boden und wird „platt, wie man die Kuchen backt“.

Die Sprache des Gedichts ist einfach, volkstümlich und direkt. Busch verwendet einen humorvollen Ton, der durch die Dialoge und die bildhafte Beschreibung des Absturzes des Frosches verstärkt wird. Die Reime und der Rhythmus sind eingängig und tragen zur Leichtigkeit der Erzählung bei, während die pointierte Schlusszeile die Moral der Geschichte unmissverständlich zum Ausdruck bringt.

Die Moral des Gedichts, die in der letzten Strophe direkt angesprochen wird, ist klar: Wer sich überhebt und versucht, Dinge zu erreichen, für die er nicht die notwendigen Fähigkeiten oder Voraussetzungen besitzt, riskiert einen schmerzhaften Absturz. Die Fabel warnt vor der Gefahr der Selbstüberschätzung und der übermäßigen Selbsteinschätzung. Sie unterstreicht die Bedeutung, seine Grenzen zu kennen und nicht zu versuchen, etwas zu imitieren, was außerhalb der eigenen Möglichkeiten liegt. Die Geschichte ist somit eine allgemeingültige Warnung, die auch heute noch ihre Gültigkeit behält.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.