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Stadtsommer

Von

Funkelnd über den Dächern
Liegt der heiße Strahl;
Ach, kein Lüften, kein Fächern
Lindert die sengende Qual.

Stumm in der Häuser Schatten
Gehen die Menschen hin;
Von Wäldern und grünen Matten
Träumt ihr lechzender Sinn.

Leiser rollen die Wagen,
Plätschert der Brunnen Fluth;
In solchen schlummernden Tagen
Selbst die Liebe ruht.

Einsam im weiten Raume
Schlummerst auch du, mein Herz,
Und leis‘ nur wie im Traume
Durchzuckt dich der Sehnsucht Schmerz.

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Gedicht: Stadtsommer von Ferdinand Ludwig Adam von Saar

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Stadtsommer“ von Ferdinand Ludwig Adam von Saar beschreibt die lähmende Hitze einer Stadt im Hochsommer. Die flirrende Glut, die über den Dächern liegt, schafft eine erstickende Atmosphäre, in der selbst kleine Erleichterungen wie Lüften oder Fächern nichts mehr ausrichten können. Die Stadt wird zum Sinnbild für Erstarrung und Erschöpfung.

In dieser drückenden Hitze bewegen sich die Menschen apathisch durch die Schatten der Häuser, während ihre Gedanken sich in die Ferne zu Wäldern und grünen Wiesen sehnen. Diese Kontrasterfahrung – zwischen der steinernen Stadt und der erträumten Natur – verdeutlicht die Entfremdung des Menschen von der natürlichen Welt, besonders spürbar im Sommer.

Auch die sonst so lebendigen Elemente der Stadt wirken gedämpft: Die Wagen rollen leiser, das Wasser des Brunnens plätschert in gedämpfter Ruhe, und selbst die Liebe scheint in einen schläfrigen Zustand versetzt. Diese ruhige, fast schlafwandlerische Stimmung macht die Tiefe der Erschöpfung besonders greifbar.

Im letzten Vers wendet sich das lyrische Ich nach innen: Das eigene Herz schläft wie die Stadt – nur manchmal durchzuckt es ein schmerzhafter Anflug von Sehnsucht. So wird die äußere Starre zum Spiegel einer inneren Leere und Melancholie. Saar gelingt es, die Schwere eines glühenden Sommertages eindrucksvoll mit emotionaler Resignation und zarter Traurigkeit zu verbinden.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.