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Zerbrechlich

Von

O dieses Tollkopfs heller Duft!
O Tulpenleuchten gelben Haares!
O Gnadenblick in Flimmerluft!
O Glücksminute dieses Jahres!

Ich wusste nicht, dass ich besaß
Ein Kupferglimmen früh im Lichte,
Ich wusste nicht, dass ich vergaß
Dies Dämmerlächeln der Gesichte.

Bin ich, wie einst, so mild bestäubt?
O Glas und Zweifel dünnsten Traumes!
Du junger Kornduft, duftbetäubt,
Besonnter Schein umschäumten Schaumes!

Ich halte, ganz in deinem Hauch,
Dich: Apfelwange, Sommersprossen …
Es ist ein Traum, ein Gift, ein Rauch,
Ein Lügen-Gold und schon zerflossen.

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Gedicht: Zerbrechlich von Ferdinand Hardekopf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Zerbrechlich“ von Ferdinand Hardekopf kreist um das flüchtige Erleben von Schönheit, Glück und Erinnerung, die sich im Moment ihrer Wahrnehmung bereits aufzulösen scheinen. Der Titel verweist auf die Vergänglichkeit, die sich durch das gesamte Gedicht zieht.

Durch eine Reihe sinnlicher Bilder – wie den „Tollkopfs hellen Duft“, das „Tulpenleuchten gelben Haares“ oder den „jungen Kornduft“ – wird ein intensiver, fast berauschter Zustand beschrieben. Diese Impressionen wirken wie kurze Lichtreflexe aus der Vergangenheit, die dem lyrischen Ich erst in der Rückschau bewusst werden. Gleichzeitig wird der Zweifel an der Realität dieser Erinnerungen deutlich: Das lyrische Ich fragt sich, ob es noch „mild bestäubt“ ist, was auf eine Unsicherheit über die eigene Wahrnehmung hindeutet.

Die letzten Verse verstärken den Eindruck von Vergänglichkeit und Täuschung. Die beschriebenen Bilder – „Apfelwange, Sommersprossen“ – scheinen greifbar, doch sie entpuppen sich als Illusion: „ein Traum, ein Gift, ein Rauch“. Das abschließende „Lügen-Gold und schon zerflossen“ fasst die Thematik des Gedichts zusammen – das Schöne ist ebenso verlockend wie trügerisch, ein Moment, der kaum gefasst werden kann, bevor er vergeht. Damit zeichnet Hardekopf eine melancholische Reflexion über das Flüchtige des Lebens und der Wahrnehmung.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.