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Ballade

Von

Die Dämmerung sah ihn, den Anwalt, der sonor
Aus dem Automobil die Freunde noch beschwor.

Er inspizierte dann im Regen Guillotinen.
Wie rostig waren die Partei-Bureau-Maschinen!

Da rief der Anwalt hell: „Wir möchten ungern schlafen
Vor der Erledigung der Köpfungs-Paragraphen!“

Was weiter dann geschah? Wer kann das Schicksal ändern?
Ihr findet es erzählt in den Geschichtskalendern.

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Gedicht: Ballade von Ferdinand Hardekopf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ballade“ von Ferdinand Hardekopf zeigt in wenigen, prägnanten Versen eine düstere, fast satirische Szene, die zwischen Politik, Bürokratie und Gewalt changiert. Die Ballade ist knapp gehalten und wirkt durch ihre Ironie und die Verbindung von moderner Technik und archaischer Gewalt wie ein kritischer Kommentar zur politischen Realität der Zeit.

Im Zentrum steht ein Anwalt, der bei Dämmerung und Regen unterwegs ist. Die Guillotine als Symbol von Tod und Strafe wird hier in einem modernen Kontext dargestellt, zusammen mit „Automobil“ und „Partei-Bureau-Maschinen“. Diese Mischung aus altem Hinrichtungswerkzeug und moderner Verwaltung kritisiert die Mechanik und Kälte, mit der politische Entscheidungen und Urteile getroffen werden. Der Anwalt als Figur wirkt dabei nüchtern und pragmatisch, als würde er den Tod von Menschen wie eine bürokratische Angelegenheit abhandeln wollen.

Mit der Zeile „Wir möchten ungern schlafen vor der Erledigung der Köpfungs-Paragraphen“ wird die Grausamkeit noch durch Ironie verschärft. Der Tod wird hier zur Aktennotiz, zur Verwaltungsaufgabe. Das Gedicht stellt so den Kontrast zwischen der Ungeheuerlichkeit der Handlung – das Köpfen von Menschen – und der sachlichen Sprache der Bürokratie und des „Erledigens“ heraus.

Das Schlussdistichon verweist darauf, dass sich das, was geschehen ist, bereits als Teil der Geschichte niedergeschlagen hat. Die Ballade spielt mit der Unausweichlichkeit des Geschehens und der Ohnmacht gegenüber historischen Entwicklungen. Der lakonische Ton und die Verdichtung der Ballade verstärken die Wirkung und machen das Gedicht zu einer bitteren Reflexion über Macht, Gewalt und Gleichgültigkeit.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.