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Rhythmen

Von

Wär’s nicht besser,
Tausendmal besser,
Statt langsam hinzusiechen,
Abzusterben Glied für Glied –
Dieses verschleuderte,
Sündenbesudelte,
Elende Dasein
Schnell zu enden?
Ich bin nichts und weiß nichts und kann nichts!
Mein Leben war Wollust
Oder hie und da
Halbersticktes Geflacker
Kaum empfundner,
Schnell verrauchter Liebe.
Wem zu Gefallen
Weiterschleppen
Mein verkommenes,
Verfehltes Dasein?
Ja, wenn mein Herz und mein Hirn
Zu schweigen lernten,
Oder vergessen könnten,
Wenn das ungestüme Wollen
Meiner Seele
Zu nichts verflöge,
Wenn ich vermöchte
Still, genügsam, bescheiden zu werden,
Ja, dann vielleicht! –
Aber so –
Mit Riesenwollen
Und Zwergenkönnen,
Mit lächelnden Lippen
Und brechendem Herzen.
Nein, o nein!
Hinaus mit mir,
Schnell, schnell dorthin,
Wo die gefallenen Äser
Still vergraben werden…

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Gedicht: Rhythmen von Felix Dörmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Rhythmen“ von Felix Dörmann ist ein leidenschaftlicher Ausdruck der existenziellen Verzweiflung und der inneren Zerrissenheit. Der Sprecher stellt die Frage, ob es nicht besser wäre, das Leben schnell zu beenden, statt weiterhin in einem Zustand der Zerfallung und Verzweiflung zu existieren. Die wiederholte Betonung von „Tausendmal besser“ und die Vorstellung eines langsamen „Hinzuseichens“ verdeutlichen den Wunsch nach einem schnellen, endgültigen Ende, um dem erlebten Elend zu entkommen.

Die Selbstwahrnehmung des Sprechers ist von tiefer Selbstverachtung geprägt. Er beschreibt sich als „nichts“, „weiß nichts“ und „kann nichts“, was eine extreme Entfremdung von sich selbst und der Welt um ihn herum widerspiegelt. Das Leben wird als eine Abfolge von „Wollust“ und „halberstickter Liebe“ beschrieben, die er als bedeutungslos und vergänglich empfindet. Diese Betrachtung des Lebens als verschwendet und verfehlt führt zu einem Gefühl der Sinnlosigkeit, das durch die Frage nach dem Zweck seiner Weiterexistenz verstärkt wird.

Der Konflikt zwischen dem „ungestümen Wollen“ und dem „Zwergenkönnen“ ist ein zentrales Motiv des Gedichts. Der Sprecher strebt nach etwas Höherem, fühlt sich jedoch von seiner eigenen Unfähigkeit eingeholt. Diese Diskrepanz zwischen Wunsch und Realität führt zu einer inneren Zerrissenheit, die sich in der Vorstellung äußert, „still, genügsam, bescheiden“ zu werden. Doch das Gefühl, dass dies nur ein unerreichbares Ideal ist, lässt den Sprecher erneut zur Schlussfolgerung kommen, dass das Leben nur schnell und endgültig beendet werden sollte.

In der letzten Strophe schlägt der Sprecher einen verzweifelten Ausweg vor – „hinaus mit mir, schnell, schnell dorthin“. Dies symbolisiert den Wunsch, den eigenen Schmerz und das Gefühl der Unzulänglichkeit hinter sich zu lassen. Der Gedanke an das „begraben werden“ verweist auf die Sehnsucht nach Ruhe und dem Ende aller inneren Kämpfe. Das Gedicht endet in einer fast tragischen Resignation, die die intensive, aber auch schmerzhafte Auseinandersetzung des Sprechers mit seinem Dasein widerspiegelt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.