Reinigung
Und als Du leise mich geküßt
Und Dich mir angeschmiegt,
War mir’s, als ob ich weinen müßt‘ –
Mein Lieb, Du hast gesiegt.
Der brandigen Gedanken Heer
Vertrieb Dein junger Mut,
Mein ganzes Herz begierdeleer
In Deinen Händen ruht.
O hab‘ mich lieb und bleib‘ bei mir
Und mach‘ mich ganz gesund,
Zeitlebens will ich’s danken Dir
Aus tiefstem Herzensgrund.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Reinigung“ von Felix Dörmann beschreibt eine intime und gleichzeitig transformative Erfahrung der Liebe. Der Sprecher schildert den Moment, in dem er von der geliebten Person geküsst und an sie angeschmiegt wird, und dieser Augenblick führt zu einer tiefen emotionalen Ergriffenheit. Die Vorstellung, „weinen zu müssen“, ist ein Zeichen der Erleichterung und des Loslassens, als ob der Kuss eine Last von ihm nimmt. Der Ausdruck „Du hast gesiegt“ deutet darauf hin, dass die geliebte Person eine heilende und befreiende Wirkung auf ihn ausübt.
In der zweiten Strophe wird der Konflikt des Sprechers weiter verdeutlicht: Das „brandige Gedanken Heer“ symbolisiert vermutlich die quälenden und negativen Gedanken, die den Sprecher belasteten. Doch der „junge Mut“ des geliebten Menschen vertreibt diese Gedanken und schenkt ihm Frieden. Das Bild des Herzens, das „begierdeleer“ in den Händen des anderen ruht, steht für eine Art geistige und emotionale Reinigung, in der der Sprecher von seinen inneren Kämpfen befreit wird. Die Liebe wird hier als rettende Kraft dargestellt, die dem Sprecher zu innerer Ruhe verhilft.
Die dritte Strophe drückt den Wunsch des Sprechers nach Beständigkeit und Heilung aus. Er bittet darum, geliebt zu werden und dass die geliebte Person bei ihm bleibt, um ihn weiterhin zu heilen. Der Ausdruck „ganz gesund“ weist darauf hin, dass die Liebe nicht nur eine temporäre Lösung ist, sondern eine tiefgreifende Transformation des gesamten Selbst herbeiführt. Der Sprecher verspricht, für diese heilende Liebe ein Leben lang dankbar zu sein, was eine tiefe Bindung und Anerkennung für das Wohltuende in der Beziehung zeigt.
Das Gedicht vermittelt eine Atmosphäre der Hingabe und des Vertrauens. Es geht nicht nur um körperliche Nähe, sondern auch um eine tiefere spirituelle und emotionale Reinigung. Der Kuss, die Nähe und die Liebe des anderen dienen als eine Art Befreiung von inneren Belastungen, und die Bitte um eine lebenslange Verbindung verstärkt den Eindruck einer untrennbaren und heilsamen Beziehung.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.