Niemals
Mit ehernem Griffel grub ich
Tief in Dein weiches Herz
Für immer mein Bild.
Und wenn auch Vorsicht,
Klugwaltende, sichergehende
Dich behütet
Vor des Dichters
Flammenzehrender Liebe,
Niemals wirst Du mich vergessen.
Deines Mundes erste Küsse
Ich hab‘ sie getrunken,
In meinen Armen
Lernte Dein herrlicher Leib
Ahnungsvolle,
Bebende Liebe.
All die süßen ersten Schwüre
Deines jungen,
Verlangenden Herzens
Galten mir.
In Deiner Seele leben
Ewig jung
Und ewig reizvoll
Ungenossene und unermessene
Scheugeahnte Wonnen,
Unzertrennbar gebunden
An meinen Namen.
Verfluchen wirst Du mich vielleicht,
Vergessen aber niemals!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Niemals“ von Felix Dörmann ist eine leidenschaftliche und zugleich besitzergreifende Reflexion über die Unvergänglichkeit einer vergangenen Liebe. Das lyrische Ich beansprucht eine dauerhafte, unauslöschliche Spur im Herzen der geliebten Person hinterlassen zu haben – eine emotionale Prägung, die sich dem Vergessen entzieht, selbst wenn äußere Umstände oder rationale Entscheidungen eine Trennung erzwingen.
Der Vergleich mit dem „ehernen Griffel“ betont die Härte und Unumkehrbarkeit dieser inneren Einprägung. Trotz der „klugwaltenden“ Vorsicht der Geliebten und der Distanz, die sie nun wahrt, glaubt das lyrische Ich fest daran, dass die gemeinsame Vergangenheit, insbesondere die ersten Erfahrungen von Nähe und Liebe, sie ewig an ihn binden.
Die Erinnerungen an die „ersten Küsse“, das Erwachen der „bebenden Liebe“ und die „süßen ersten Schwüre“ verleihen der Darstellung eine intime, fast obsessive Intensität. Das lyrische Ich sieht sich selbst als den Initiator einer emotional und körperlich prägenden Erfahrung, die unauslöschlich mit dem Erwachen der Liebes- und Lebenslust der Geliebten verbunden ist.
Die Schlusspassage steigert diese Haltung noch, indem das lyrische Ich sogar die Möglichkeit eines Fluches akzeptiert – doch das Vergessen hält es für unmöglich. So zeichnet das Gedicht das Bild einer Liebe, die in ihrer Erinnerung über den tatsächlichen Moment hinaus fortbesteht, unauflöslich verknüpft mit Schmerz, Begehren und einer Art emotionaler Macht über den anderen. Das Gedicht trägt damit Züge einer Mischung aus Liebeserinnerung und Selbstvergewisserung, die durch Dörmanns intensive Bildsprache verstärkt wird.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.