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Mon âme est née avec une plaie

Von

(Lamennais)

Ich bin nicht eine von den Machtgestalten,
Die sich im Leben ihren Platz erringen,
Die sich mit starker Hand ihr Schicksal zwingen
Und ihres Daseins feindliche Gewalten.

Mir graut vor dieser Welt, der fühllos kalten,
Ich kann es, kann es nicht zustande bringen,
Ihr meines Willens Stempel aufzudringen,
Mir graut es vor brutalem Kraftentfalten.

Zum Leidertragen bin auch ich erkoren,
Weil mir zu wenig Roheit mitgegeben;
Ich weiß es längst, daß alle Müh‘ verloren,

Jedwedes starkseinwollende Bestreben.
Auch meine Seele wurde krank geboren:
Ihr fehlt die Lust, die Kraft, der Mut zum Leben.

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Gedicht: Mon âme est née avec une plaie von Felix Dörmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Mon âme est née avec une plaie“ von Felix Dörmann thematisiert eine tiefe existenzielle Schwermut und die Unfähigkeit des lyrischen Ichs, sich in einer „fühllos kalten“ Welt zu behaupten. Die einleitende Referenz zu Lamennais – einem religiös-philosophischen Denker – deutet schon auf eine Auseinandersetzung mit Leid und Ohnmacht hin.

Das lyrische Ich beschreibt sich selbst als das Gegenteil einer „Machtgestalt“, also einer Person, die mit Energie und Durchsetzungskraft ihr Leben gestalten könnte. Stattdessen herrschen Angst und Abscheu gegenüber der „brutalen Kraftentfaltung“, die in der Welt notwendig scheint, um sich durchzusetzen. Diese Furcht vor der Härte und Rücksichtslosigkeit der Welt führt zu einem Gefühl der Fremdheit und Isolation.

Der Begriff „Leidertragen“ deutet eine passive Lebenshaltung an, die aus einer als angeboren empfundenen Schwäche resultiert. Die Erkenntnis, dass „alle Müh’ verloren“ sei, verleiht dem Gedicht eine resignative, fast schicksalsergebene Haltung. Das lyrische Ich sieht seine Versuche, stark zu sein oder aktiv in das Leben einzugreifen, als zum Scheitern verurteilt.

Die abschließenden Verse bringen das Selbstbild des lyrischen Ichs auf den Punkt: Es empfindet sich als von Anfang an „krank geboren“, seiner Seele fehlt „die Lust, die Kraft, der Mut zum Leben“. Damit wird das Gedicht zu einer eindringlichen Darstellung von Melancholie, Lebensmüdigkeit und einer grundlegenden Unfähigkeit, mit der Härte der Welt in Einklang zu treten. Dörmann verleiht dieser existenziellen Resignation eine klare, schlichte Sprache, die die Schwere des Themas noch unterstreicht.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.