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Lebensanker

Von

Nur Eines kann mich halten noch im Leben
Und kann die dunkle Stunde weiter schieben:
Ein schrankenloses, weltvergeßnes Lieben
Und Gegenliebe heischendes Bestreben.

Denn Jeder, der das Dasein will ertragen,
Muß sich auf irgend eine Art berauschen,
Um nicht verzweifelnd und entsetzt zu lauschen
Der armen Erde wehevollem Klagen.

Dem Einen wird im scharfen, reinsten Denken
Des Sonderdaseins seliges Vergessen,
Ein Andrer muß den Schmerz in Wein ertränken,

Ich aber muß ein trautes Weib umpressen,
In heißer Liebe ihm die Seele schenken,
Wenn nicht, – so eines Abgrunds Tiefe messen.

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Gedicht: Lebensanker von Felix Dörmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Lebensanker“ von Felix Dörmann beschreibt die verzweifelte Suche nach Halt und Sinn im Leben, das in der Dunkelheit der Existenz oft ins Leere zu fallen scheint. Der Sprecher offenbart eine tiefe Notwendigkeit, sich an etwas Festem zu klammern, um den Herausforderungen und der Dunkelheit des Lebens zu entkommen. Das „schrankenlose, weltvergeßne Lieben“ wird als einziges Mittel dargestellt, das ihm die Kraft gibt, den „schmerzhaften“ Moment des Lebens zu überstehen. Liebe ist hier nicht nur ein Gefühl, sondern eine lebensnotwendige Notwendigkeit, die den Sprecher vor dem Abgrund bewahren kann.

Der zweite Vers des Gedichts spricht von der universellen menschlichen Notwendigkeit, sich auf eine Weise zu berauschen, um dem Schmerz des Lebens zu entkommen. Es wird eine Art von Überlebensmechanismus angesprochen, bei dem der Mensch entweder durch „scharfes, reines Denken“ oder durch das „Ertränken des Schmerzes in Wein“ versucht, das Leben zu ertragen. Der Sprecher unterscheidet sich jedoch von diesen anderen Strategien, da er sich nicht mit Alkohol oder reinem Verstand abfindet, sondern in der „heißen Liebe“ zu einem „trau­ten Weib“ seine Erlösung sucht. Diese Liebe erscheint als das einzig wahre „Gegenmittel“ gegen die trostlose Existenz, das den Sprecher vor der tieferen Verzweiflung rettet.

Das Bild der „armen Erde“ und des „wehevollen Klagens“ im zweiten Vers lässt auf eine pessimistischen Sichtweise auf die Welt schließen, die jedoch durch die Hoffnung auf Liebe und Zuneigung konterkariert wird. Es wird suggeriert, dass das Leben, so schmerzhaft und klagend es auch sein mag, nur durch zwischenmenschliche Bindungen, in diesem Fall durch die Liebe zu einer anderen Person, erträglich gemacht werden kann. Die Liebe wird als der „Lebensanker“ dargestellt, der dem Sprecher einen Halt gibt, ohne den er Gefahr liefe, in die „Tiefe“ eines Abgrunds zu stürzen.

Abschließend lässt sich sagen, dass das Gedicht die existenziellen Fragen und Kämpfe des Menschen mit einer tiefen Sehnsucht nach Liebe und Nähe verbindet. Der Sprecher stellt die Liebe als einzigen „Anker“ im Leben dar, der ihm ermöglicht, der Dunkelheit und Verzweiflung zu entkommen. Die Zeilen thematisieren die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz und den drängenden Wunsch nach Zugehörigkeit und Bindung, um der Leere und dem Leid der Welt zu entfliehen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.