Fasching
Wie eine reife, süsse Dolde
hing deine Güte über mir;
im Rausche griff ich nach dem Golde
und streifte schon an seine Zier.
Nun hat ein graugewobner Schleier
mir deinen Liebreiz jäh vermummt;
und unsrer Seelen bunte Feier
ist ohne Klagelaut verstummt.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Fasching“ von Otto Erich Hartleben handelt von der flüchtigen Natur der Liebe und der darauffolgenden Trauer über ihren Verlust. Es nutzt bildhafte Sprache, um die anfängliche Glückseligkeit und die anschließende Vergänglichkeit der Beziehung zu beschreiben.
In der ersten Strophe wird die Liebe als eine „reife, süsse Dolde“ dargestellt, was eine Fülle und Reife der Gefühle suggeriert. Der Sprecher ist von der „Güte“ der geliebten Person überwältigt und greift „nach dem Golde“, was auf die Begeisterung und das Verlangen nach dieser Liebe hindeutet. Die Zeile „und streifte schon an seine Zier“ deutet an, dass die Liebe fast greifbar ist, kurz vor dem Erreichen des Höhepunktes steht. Die Metapher der „Dolde“ erzeugt ein Gefühl von Sinnlichkeit und Süße, das die anfängliche Intensität der Beziehung verdeutlicht.
Die zweite Strophe markiert den Wendepunkt. Ein „graugewobner Schleier“ verhüllt plötzlich die „Liebreiz“ der geliebten Person, was den Verlust der Schönheit und die Veränderung in der Beziehung symbolisiert. Der Schleier deutet auf eine Verhüllung, eine Entfernung oder das Verschwinden der anfänglichen Zuneigung hin. Die „bunte Feier“ der Seelen, also die fröhliche Zeit der Liebe, ist „ohne Klagelaut verstummt“, was auf eine stille Trauer und das Ende der Freude hinweist. Diese Zeilen vermitteln das Gefühl des Verlustes und der Stille, das nach dem Ende einer Beziehung entsteht.
Das Gedicht verwendet den Begriff „Fasching“, um die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit der Liebe zu unterstreichen. Fasching steht für Spaß, Überfluss und bunte Freude, die jedoch nur von kurzer Dauer ist. Der Kontrast zwischen der anfänglichen Euphorie und der anschließenden Trauer verdeutlicht die Erkenntnis, dass die Liebe genauso schnell verschwinden kann, wie sie gekommen ist. Hartleben schafft es, die komplexen Emotionen von Liebe, Verlust und Vergänglichkeit in wenigen, prägnanten Zeilen einzufangen. Das Gedicht ist ein melancholischer Rückblick auf eine verblasste Liebe, die trotz ihrer Schönheit und Intensität dem Lauf der Zeit nicht entgehen konnte.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.