Den Lebenden
Euch ziemt nicht
Trauern,
Euch ziemt nicht
Verweilen,
Euch ward Vermächtnis,
Getränkt
Vom Herzblut der Brüder,
Euer
Wartet die schaffende
Tat.
Lastend
Bedränget den Nacken
Die Zeit.
Aufsprengt
Dem helleren Morgen
Die Tore!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Den Lebenden“ von Ernst Toller richtet sich an die „Lebenden“ und fordert sie auf, sich nicht von Trauer oder passivem Verweilen abhalten zu lassen. In der ersten Strophe wird deutlich, dass den Lebenden eine bestimmte Verantwortung zukommt: Sie sollen nicht in der Trauer verweilen, sondern sich der „schaffenden Tat“ widmen. Diese „Tat“ wird als ein Vermächtnis dargestellt, das durch das „Herzblut der Brüder“ – ein Hinweis auf die Opfer der Vorgänger und Revolutionäre – genährt wird. Die Lebenden tragen somit die Verantwortung, das Erbe derjenigen weiterzuführen, die für Freiheit und Veränderung gekämpft haben.
Die zweite Strophe verdeutlicht den Druck der Zeit, die auf den Lebenden lastet und sie zu handeln zwingt. Die „lastende“ Zeit drückt auf den Nacken, was auf die Schwere und Dringlichkeit der Aufgabe hinweist, die vor den Lebenden liegt. Es geht nicht nur um passives Gedenken, sondern um aktives Handeln in einer Zeit, die schnelle Entscheidungen und Taten verlangt. Das Gedicht spiegelt die Dringlichkeit der Revolutionsbewegungen wider, in denen es darum ging, das Erbe der Verstorbenen zu bewahren und gleichzeitig die Zukunft zu gestalten.
Die letzte Zeile fordert die Lebenden auf, die „Tore“ dem „helleren Morgen“ zu öffnen. Der „hellere Morgen“ symbolisiert eine hoffnungsvolle Zukunft, die nur durch aktives Handeln und das Aufbrechen von alten Strukturen erreicht werden kann. Es ist ein Aufruf, die Zukunft zu gestalten, anstatt in der Vergangenheit zu verweilen. Dieser „Morgen“ steht für eine neue, bessere Zeit, die die Lebenden durch ihre Tat und ihren Mut erschaffen sollen.
Toller appelliert in diesem Gedicht an die Verantwortung und die Schaffenskraft der Lebenden, die das Erbe der vergangenen Kämpfer annehmen und in die Zukunft tragen müssen. Es ist eine Aufforderung zur Tat und zur Hoffnung, dass der „hellere Morgen“ durch aktive, kreative Anstrengungen der Lebenden verwirklicht werden kann. Die Zeit drängt, und die Lebenden müssen handeln, um das Vermächtnis der Vorgänger zu erfüllen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.