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Vaterlandslied

Von

Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
Der wollte keine Knechte,
Drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
Dem Mann in seine Rechte,
Drum gab er ihm den kühnen Mut,
Den Zorn der freien Rede,
Dass er bestände bis aufs Blut,
Bis in den Tod die Fehde.

So wollen wir, was Gott gewollt,
Mit rechter Treue halten
Und nimmer im Tyrannensold
Die Menschenschädel spalten;
Doch wer für Tand und Schande ficht,
den hauen wir zu Scherben,
Der soll im deutschen Lande nicht
Mit deutschen Männern erben.

O Deutschland, heilges Vaterland!
O deutsche Lieb und Treue!
Du hohes Land! du schönes Land!
Dir schwören wir aufs neue:
Dem Buben und dem Knecht die Acht!
Der füttre Krähn und Raben!
So ziehn wir aus zur Hermannsschlacht
Und wollen Rache haben.

Lasst brausen, was nur brausen kann,
In hellen lichten Flammen!
Ihr Deutschen alle, Mann für Mann,
Fürs Vaterland zusammen!
Und hebt die Herzen himmelan!
Und himmelan die Hände!
Und rufet alle Mann für Mann:
Die Knechtschaft hat ein Ende!

Lasst klingen, was nur klingen kann,
Die Trommeln und die Flöten!
Wir wollen heute Mann für Mann
Mit Blut das Eisen röten,
Mit Henkerblut, Franzosenblut —
O süßer Tag der Rache!
Das klinget allen Deutschen gut,
Das ist die große Sache.

Lasst wehen, was nur wehen kann,
Standarten wehn und Fahnen!
Wir wollen heut uns Mann für Mann
Zum Heldentode mahnen:
Auf! Fliege, stolzes Siegspanier
Voran dem kühnen Reihen!
Wir siegen oder sterben hier
Den süßen Tod der Freien.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Vaterlandslied von Ernst Moritz Arndt

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Vaterlandslied“ von Ernst Moritz Arndt ist ein leidenschaftlicher, kämpferischer Aufruf zur nationalen Einheit und zum Widerstand gegen Fremdherrschaft, insbesondere im Kontext der Napoleonischen Kriege. Es entstand in einer Zeit, in der das deutsche Volk durch die französische Besatzung unter Napoleon in seiner Identität und Freiheit bedroht war. Arndts Gedicht ruft in pathetischer Sprache zu nationaler Erhebung, Freiheitskampf und Treue zum Vaterland auf.

Bereits die erste Strophe enthält ein zentrales Motiv des Gedichts: Die göttliche Legitimation zum Widerstand. „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“ steht symbolisch für eine göttliche Ordnung, in der Freiheit und bewaffneter Kampf gegen Unterdrückung verankert sind. Die Waffen – „Säbel, Schwert und Spieß“ – werden nicht als Werkzeuge der Gewalt, sondern als Rechte des freien Mannes dargestellt. Freiheit wird hier als ein naturgegebenes Gut begriffen, für das der Einzelne bis zum Tod einzustehen hat.

Arndt grenzt im weiteren Verlauf moralisch klar zwischen gerechtfertigtem Kampf und niederen Motiven ab: Derjenige, der für „Tand und Schande“ kämpft, ist kein würdiger Deutscher und soll vom Erbe ausgeschlossen werden. Der Kampf gilt nicht der Eroberung, sondern der Befreiung – ein Bild, das stark auf das historische Vorbild der „Hermannsschlacht“ anspielt, bei der Germanen gegen die römische Besatzung kämpften. Diese Rückbesinnung auf nationale Mythen verstärkt den patriotischen Appell.

Sprachlich bedient sich das Gedicht zahlreicher martialischer Bilder: Es wird vom Röten des Eisens mit „Henkerblut, Franzosenblut“ gesprochen, von „Trommeln und Flöten“, „Standarten“ und vom „Heldentod der Freien“. Diese Bildsprache zielt nicht nur auf eine emotionale Mobilisierung ab, sondern verklärt auch das Sterben im Namen des Vaterlandes – der Tod wird als „süß“ bezeichnet, wenn er im Zeichen der Freiheit erfolgt.

Insgesamt ist „Vaterlandslied“ ein eindrucksvolles Beispiel für die nationalpatriotische Lyrik der Zeit. Es ruft zur Einheit, zum Widerstand und zur Opferbereitschaft auf, getragen von einem tiefen Glauben an eine höhere Ordnung und ein freies deutsches Vaterland. Dabei spiegelt das Gedicht nicht nur die politische Situation der Befreiungskriege wider, sondern auch das nationalistische Gedankengut, das im 19. Jahrhundert zunehmend an Einfluss gewann.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.